Wickelvorrichtung
Die Erfindung betrifft eine Wickelvorrichtung für zu bewickelnde Teile, insbesondere Statoren oder Anker von Elektromotoren, mit einer Aufnahme für eine eine Auslassöffnung für einen Draht aufweisende Wickelnadel, die relativ zu dem um seine Längsachse schwenkbeweglich antreibbaren zu bewickelnden Teil parallel zu dessen Längsachse sowie zusätzlich quer zu der Längsachse, insbesondere translatorisch beweglich ausgeführt ist.
Eine solche Wickelvorrichtung ist beispielsweise durch die DE 26 32 671 A1 bekannt. Diese beschreibt eine Wickelvorrichtung für zu bewickelnde Teile, insbesondere Spulen. Die als Wickelspindel ausgeführte Wickelnadel ist dabei mit mehreren Freiheitsgraden sowohl in Richtung der Längsachse als auch quer zu dieser beweglich. Das zu bewickelnde Teil ist dabei um seine Längsachse rotationsbeweglich antreibbar. Aufgrund der parallelen Anord- nung mehrerer Wickelstationen kann dabei die Bearbeitungszeit nahezu vollständig auf die reine Wickelzeit beschränkt werden, so dass Zusatzarbeiten wie das Be- und Entladen die notwendigen Zeiten nur unwesentlich beeinflussen.
Eine vergleichbare Wickelvorrichtung beschriebt auch die DE 30 49 406 A1 , die sich im We- sentlichen dadurch von der zuvor genannten Wickelvorrichtung unterscheidet, dass dabei die Relativbewegung des zu bewickelnden Teils gegenüber der Wickenadel parallel zu dessen Längsachse durch eine Bewegung des zu bewickelnden Teils erfolgt.
Die DE 37 09 687 C2 offenbart auch bereits eine Wickelvorrichtung für Statoren oder Anker von Elektromotoren als zu wickelnde Teile, die auf einer Einspannstation festgelegt sind. Zur Bewicklung ist eine Wickelnadel, die in vertikaler Richtung bewegbar ist, vorgesehen, und die an ihrem oberen Ende wenigstens einen Wickelfinger trägt. Die Wickelvorrichtung weist drei Antriebe für das Anbringen der Wicklungen an den zu wickelnden Teilen auf. Hierzu ist ein Drehantrieb vorgesehen, der das eingespannte, zu wickelnde Teil um seine vertikale Längsachse dreht. Die Wickelnadel wird in vertikaler Richtung mit Hilfe eines zweiten Antriebs angetrieben, der vorzugsweise eine Spindel-Mutter-Einrichtung enthält. Zusätzlich ist ein dritter Antrieb für die Steuerung einer weiteren Achse vorgesehen, der einen Schlitten aufweist, an dem der Drehantrieb, der das eingespannte, zu wickelnde Teil um seine vertikale Längsachse dreht, angebracht ist, so dass mit Hilfe dieses dritten Antriebes das zu wickelnde Teil in horizontaler Richtung translatorisch verfahren werden kann. Durch die Kombination der Antriebsbewegungen können somit die Windungen der Wicklungen in vorbe- stimmter Weise gesteuert genau nebeneinander an den zu wickelnden Teilen angebracht werden, wobei die Bewicklung der Teile durch die entsprechenden Verstellbewegungen ausgeführt wird.
Ferner sind Wickelvorrichtungen auch in der EP 182 177 A1, der EP 098 666 B1, der JP 59- 178947, der DE 27 52 793 A1 , sowie der DE 35 16 763 A1 beschrieben.
Als nachteilig erweist sich bei allen bisher bekannten Wickelvorrichtungen, dass die Orientierung der Wickelnadel grundsätzlich parallel zu der Längsachse des zu bewickelnden Teils ausgerichtet ist. Dadurch wird insbesondere das Wickeln von Innenkonturen wesentlich er- schwert.
Es ist auch bereits daran gedacht worden, unterschiedliche Aufnahmen für dieselbe oder unterschiedliche Wickelnadeln vorzusehen, um so verschiedene Arbeitspositionen einstellen zu können. Hierdurch werden jedoch erhebliche Stillstandszeiten verursacht, so dass dieser Gedanke bisher in der Praxis keine industrielle Umsetzung gefunden hat.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Möglichkeit zu schaffen, unterschiedliche Arbeitspositionen mit geringem Aufwand einstellen zu können. Insbesondere sollen dadurch unerwünschte Stillstandszeiten vermieden werden.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß mit einer Wickelvorrichtung gemäß den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst. Die Unteransprüche betreffen besonders zweckmäßige Weiterbildungen der Erfindung.
Erfindungsgemäß ist also eine Wickelvorrichtung vorgesehen, bei der die Wickelnadel relativ zu der Aufnahme von einer ersten Arbeitsposition in eine zweite Arbeitsposition um eine mit der Auslassöffnung der Wickelnadel im Wesentlichen übereinstimmenden Schwenkachse schwenkbeweglich ausgeführt ist. Die Erfindung geht dabei von der Überlegung aus, dass dann die Einstellung verschiedener Arbeitspositionen insbesondere auch ohne Unterbrechung möglich ist, wenn die Schwenkbewebung nicht zu einer Verlagerung der Auslassöffnung für den Draht führt. Daher wird die Entstehung von Drahtlose, verursacht durch eine anderenfalls schlagartig nachlassende Drahtspannung, zuverlässig ausgeschlossen. Die Schwenkbewegung führt demnach lediglich zu einer Änderung der Orientierung der Wickelnadel, nicht hingegen zu einer Änderung der Raumposition.
In der Praxis erweist es sich dabei als besonders zweckmäßig, wenn die Wickelnadel in der ersten Arbeitsposition eine im Wesentlichen horizontale Orientierung und in der zweiten Ar- beitsposition eine im Wesentlichen vertikale Orientierung aufweist. Die Wickelnadel könnte mit der Aufnahme durch ein Gelenk verbunden sein, welches quer zu der Längsachse aus der Bearbeitungsebene heraus verlagert ist.
Besonders vorteilhaft ist hingegen eine Abwandlung der Erfindung, bei der die Aufnahme eine Parallelogrammführung aufweist. Hierdurch wird der für die Schwenkbewegung erfor- derliche Platzbedarf wesentlich verringert und dadurch zugleich der Wickelvorgang vereinfacht. Die parallelen Hebelarme der Parallelogrammführung sind mit einer die Wickelnadel tragenden Platte verbunden, so dass deren parallele Relativbewegung zu einer Schwenkbewegung der Wickelnadel führt.
Beispielsweise kann zugleich mit der Einleitung der Schwenkbewegung durch die parallele Relativbewegung der Hebelarme die gesamte Parallelogrammführung quer zu der Längsachse bewegt werden, um so die Raumposition der Auslassöffnung der Wickelnadel nicht zu verändern.
Eine besonderst praxisgerechte Ausgestaltung der vorliegenden Erfindung wird auch dann erreicht, wenn die Parallelogrammführung zwei parallele Hebelarme aufweist, die bei der Bewegung zwischen den Arbeitspositionen zugleich relativ zueinander in Richtung der Längsachse parallel verschoben als auch gemeinsam quer zu der Längsachse verlagert werden, indem die Parallelogrammführung an einem Schlitten verfahrbar oder an einer Drehscheibe schwenkbar angeordnet ist.
Eine ebenso Erfolg versprechende Abwandlung wird hingegen dadurch erreicht, dass die Hebelarme der Parallelogrammführung durch ein Schwenkelement verbunden sind, welches
schwenkbar an der Aufnahme angeordnet ist, wobei die Schwenkachse des Schwenkelementes in einer zu der Längsachse parallelen Ebene schwenkbar an der Aufnahme angeordnet ist. Hierdurch wird durch die Einleitung der parallelen Verlagerung der beiden parallelen Hebelarme der Parallelogrammführung zugleich auch eine Querverlagerung der Paralle- logrammführung erreicht, so dass weitere Stellmittel nicht erforderlich sind.
Die Einstellungen der verschiedenen Arbeitspositionen können manuell erfolgen. Besonders zweckmäßig ist hingegen eine weitere Ausgestaltung bei der die Vorrichtung zur Einstellung der ersten oder zweiten Arbeitsposition einen Antrieb aufweist, der beispielsweise eine Schubstange aufweist, die mittels eines Gelenks mit zumindest einem der beiden Schwenk- elemente verbunden ist, und dadurch eine Veränderung der Arbeitsposition ohne Verzögerung und durch ein Steuerprogramm gesteuert einstellen zu können. Der Antrieb kann dabei pneumatisch oder elektromotorisch erfolgen.
Die beiden Arbeitspositionen können dadurch problemlos einen Winkel von 90° einschließen.
Eine andere ebenfalls besonders praxisgerechte Ausgestaltung der vorliegenden Erfindung wird auch dadurch erreicht, dass die Wickelnadel mittels eines Kupplungselementes mit einem Antrieb verbunden ist, welches bei Überschreiten einer zulässigen Krafteinleitung einen Schlupf gestattet, um so eine Beschädigung der Wickelnadel, insbesondere bei einer unbeabsichtigten Kollision zu vermeiden. Das Kupplungselement verbindet hierzu beispielsweise die Wickelnadel mit dem Antrieb kraftschlüssig durch eine einstellbare Vorspannkraft.
Die axiale Bewegung der Wickelnadel könnte durch ein Umlaufgetriebe realisiert werden. Eine besonders zuverlässige Weiterbildung der Erfindung wird hingegen auch dann erreicht, wenn die axiale Bewegung der Wickelnadel mittels eines Kurbelantriebes einleitbar ist, wobei der Kurbelhub einstellbar ist, wodurch eine zuverlässige und weitgehend wartungsfreie Antriebseinheit geschaffen wird. Durch den einstellbaren Kurbelhub wird zudem ein positions- genaues Anfahren des zu bewickelnden Teils ermöglicht, ohne dass hierzu der Kurbelantrieb erforderlich ist.
Besonders Erfolg versprechend ist eine Ausgestaltung, bei der die Wickelnadel an einer Führung axial beweglich angeordnet ist, wobei die Führung mittels eines Antriebes quer zu der Längsachse mittels eines zweiten Antriebes beweglich ist, um auf diese Weise eine ge- wünschte Verlegebewegung durch die Verlagerung der Wickelnadel zu erreichen. Hierdurch wird die Wickelvorrichtung wesentlich vereinfacht.
Insbesondere ist dabei das zu bewickelnde Teil ausschließlich schwenkbeweglich an der Wickelvorrichtung angeordnet. Hierdurch wird die Steuerung der Bewegungsachsen weiter vereinfacht, indem die gewünschten transversalen Bewegungen durch eine Bewegung der
Wickelnadel erreicht werden und das zu bewickelnde Teil lediglich mit einem Freiheitsgrad aufgespannt wird. Eine Höhenverstellung des zu bewickelnden Teils in axialer Richtung kann dabei ergänzend vorgesehen werden.
Die Erfindung lässt verschiedene Ausführungsformen zu. Zur weiteren Verdeutlichung ihres Grundprinzips ist eine davon in der Zeichnung dargestellt und wird nachfolgend beschrieben. Diese zeigt in
Fig.1 eine perspektivische Darstellung einer erfindungsgemäßen Wickelvorrichtung;
Fig.2 eine Aufnahme für eine Wickelnadel der in Figur 1 gezeigten Wickelvorrichtung in einer geschnittenen Seitenansicht;
Fig.3 eine Antriebseinheit für die in Figur 2 gezeigte Wickelnadel in einer geschnittenen Seitenansicht.
Figur 1 zeigt in einer eine perspektivische Darstellung einer erfindungsgemäßen Wickelvorrichtung 1 für ein nicht dargestelltes, zu bewickelndes Teil, welches insbesondere als ein Stator oder ein Anker für einen Elektromotor ausgeführt sein kann. Die Wickelvorrichtung 1 hat ein drehbeweglich um eine Drehachse 2 gelagertes Haltemittel 3 für das zu bewickelnde Teil. Relativ zu dem Haltemittel 3 ist ein Kurbelantrieb 4 für eine in Figur 2 näher dargestellte Wickelnadel 10 durch jeweils eine Führung 5, 6 in zwei Pfeilrichtungen 7, 8 quer zu der Drehachse 2 verfahrbar. Durch den Kurbelantrieb 4 wird eine axiale reversierende Bewegung der Wickelnadel 10 erreicht.
Hierzu ergänzend zeigt Figur 2 eine Aufnahme 9 für eine Wickelnadel 10 der in Figur 1 gezeigten Wickelvorrichtung 1 in einer geschnittenen Seitenansicht. Die Wickelnadel 10 hat eine Auslassöffnung 11 für einen Draht 12. Die Aufnahme 9 hat eine Parallelogrammführung 13 für die Wickelnadel 10 zur wahlweisen Einstellung der gezeigten ersten Arbeitsposition oder der lediglich gestrichelt dargestellten zweiten Arbeitsposition, in welcher die Wickelnadel eine vertikale Orientierung hat. Um bei der Schwenkbewegung der Wickelnadel 10 eine virtuelle Schwenkachse zu realisieren, die mit der Auslassöffnung 11 übereinstimmt und dadurch die Änderung der Arbeitsposition ohne Einfluss auf die Drahtspannung und den Drahtverlauf ermöglicht, sind Hebelarme 14, 15 der Parallelogrammführung 13 durch zwei als Schwenkblech ausgeführte Schwenkelemente 16, 17 verbunden, wobei eine Schwenkachse 18 des Schwenkelementes 16 quer zu einer Längsachse 19 der Aufnahme 9 an dieser schwenkbar angeordnet ist. Hierdurch wird durch die Einleitung der parallelen Verlagerung
der beiden parallelen Hebelarme 14, 15 der Parallelogrammführung 13 durch einen gemeinsamen eine Schubstange 20 aufweisenden Antrieb 21 zugleich auch eine Querverlagerung der Parallelogrammführung 13 erreicht, so dass weitere Stellmittel nicht erforderlich sind.
Figur 3 zeigt eine Antriebseinheit 22 für die in Figur 2 gezeigte Wickelnadel 10 in einer geschnittenen Seitenansicht. Zu erkennen ist eine Pleuelstange 23, durch welche eine Halte- rung 24 für die in Figur 2 gezeigte Aufnahme 9 in einer Linearführung 25 reversierend beweglich angeordnet ist. Die Pleuelstange 23 ist mittels eines Kupplungselementes 26 mit einem Kurbelrad 27 verbunden, welches bei Überschreiten einer zulässigen Krafteinleitung einen Schlupf gestattet. Zusätzlich ist der Kurbelhub H mittels eines Servomotors 28 einstellbar.