Verfahren zur Herstellung von Foπn örpern mit vorbestimmter
Porenstruktur
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Formkörpern mit vorbestimmter Porenstruktur. Dieses Verfahren kann vorzugsweise zur Herstellung von Fσrm örpern mit dreidi¬ mensional interkonnektierendem Porensystem und insbesondere zur Herstellung von Implantatformkörpern mit dem Porensystem von natürlichen Knochen verwendet werden.
Die Herstellung von Formkörpern, gleich aus welchem Material und Werkstoff, mit vorbestimmter Porenstruktur ist naturgemäß problematisch. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn statt einer material- und verarbeitungsbedingten statistisch gleichmäßigen Porosität oder einer eindimensionalen Porenaus¬ richtung eine lokal unterschiedliche Strukturierung und/oder ein definiertes Porensystem in mehreren Dimensionen gewünscht wird. So führen bekannte Techniken zur Herstellung von porösen Materialen bzw. Körpern, wie etwa das Aufschäumen geeigneter Materialien oder die Einarbeitung von löslichen oder gasbildenden Stoffen in entsprechende Matrixmaterialien, zu im wesentlichen statistisch gleichmäßigen Porenstrukturen. Bei Extrusionsvorgängen von plastischen oder plastifizierba- ren Materialien lassen sich allenfalls im wesentlichen eindi¬ mensional ausgerichtete Porensysteme erzeugen.
Diese allgemeingültige Problematik soll nun am Beispiel der Implantatformkörper für den Knochenersatz und der hier maßgebenden Erfordernisse näher erläutert werden.
Knochenersatzwerkstoffe für die Herstellung von Implantat- formkörpern lassen sich in die beiden Hauptgruppen der bio¬ inerten und der bioaktiven Materialien einteilen. Zu den bioinerten Materialien zählen physiologisch akzeptable Me¬ talle, Oxidkeramiken und bestimmte Kunststoffe. Zu den bio- aktiven Materialien, die einen wie immer gearteten positiven physiologischen Effekt im Organismus bewirken, gehören Mate¬ rialien auf Basis von Kalzium-Mineralien, Biopolymere sowie Kompositwerkstoffe auf Basis der genannten Materialien. Eine Untergruppe hiervon bilden die bioresorbierbaren Materialien.
Bioaktive Implantatwerkstoffe genießen bevorzugtes Interesse, da sie eine Stimulierung des Knochenwachstums und dadurch eine verbesserte Einheilung des Implantats in den Knochen und das körpereigene Gewebe bewirken.
Formkörper aus keramischem Material werden in erster Linie für den Ersatz von tragenden Knochenstrukturen eingesetzt, die hohen mechanischen Belastungen standhalten müssen. Bei¬ spiele hierfür sind Knochenprothesen und Knochenverbindungs- elemente, wie etwa Markraumnägel, Knochenschrauben und Osteosyntheseplatten.
Knochenersatzmaterial auf Basis von Kalziumphosphat-Keramiken gelten aufgrund ihrer chemischen Verwandtschaft mit der Mineralphase natürlicher Knochen als bioaktiv. Natürlicher Knochen besteht in seiner Mineralphase überwiegend aus der
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Kalziumphosphatverbindung Hydroxylapatit. Hydroxylapatit synthetischen oder organischen Ursprungs, etwa aus natürli¬ chem Knochenmaterial, ist daher ein häufig verwendeter Roh¬ stoff zur Herstellung von Implantaten für den Knochenersatz.
Die Festigkeit der Verwachsung von kompakter Kalziu phosphat- Keramik mit vorhandenem Knochen ist erfahrungsgemäß überwie¬ gend nicht befriedigend. Ein günstigeres Eir-wachsverhalter. zeigen poröse Kalziumphosphat-Keramiken.
Die gegenwärtig verfügbaren keramischen Implantatmaterialien auf Basis von Kalziumphosphat gliederr. sich in zwei grund¬ sätzliche Gruppen.
Die erste Gruppe verwendet synthetisch hergestellte Kalzium¬ phosphate, die zu kompakten oder porösen Körpern geformt und anschließend zur Keramik gesintert werden. er Vorteil dieser Materialien liegt naturgemäß in der Tatsache, daß der synthe¬ tische Aufbau problemlos gezielte chemische Zusammensetzungen mit großer Exaktheit und Reproduzierbarkeit ermöglicht. Die
Standardisierbarkeit der Zusammensetzung is für medizinische Anwendungen unerläßlich.
Ein entscheidender Nachteil synthetischer Materialien ist, daß poröse Körper nur sehr schwierig und mit hohem Aufwand hergestellt werden können. So hat es nicht an Versuchen ge¬ fehlt, poröse Formkörper aus Kalziumphosphat-Keramiken in der Weise herzustellen, daß man in eine mineralische Matrix etwa organische Fasern, Gewebe oder Geflechte oder schwammartig strukturierte Körper aus organischem Material einbettet und diese dann vor oder während der Sinterung zur Keramik aus¬ brennt. Ein derartiges Verfahren ist beispielsweise in
EP 253 506 beschrieben. Aufgrund der strukturellen Unter¬ schiede zu natürlichem Knochen, der aufwendigen Herstellungs¬ weise und der nur unwesentlich verbesserten Eigenschaften in Bezug auf das Einheilungsverhalten, haben sich derartige Implantatformkörper bislang noch nicht durchsetzen können. Es ist also bis heute noch nicht möglich, rrJLt synthetischen Materialien Formkörper mit der für natürliche Knochen cha¬ rakteristischen Porosität, insbesondere etwa der offenen Porosität von Spongiosaknochen, nachzus ellen. Es hat sich aber herausgestellt, daß gerade diese noc en ypische Poro¬ sität für eine schnelle, feste und dauerhafte Verbindung von Implantat: mit dem körpereigenen Kr.ocher- essentiell ist.
Die zweite Gruppe basiert auf biologischen Systemen, wie Knochen, Algen und Korallen, die durch verschiedene Behand¬ lungen mineralisiert und in ein keramisches System überführt werden, wobei die Struktur des mineralischen Stützgerüstes möglichst erhalten bleiben soll. Besonders die aus Knochen gewonnenen Implantate haben eine ideale Porenstruktur, die ein Traggerüst aus Balken, Bälkchen und Stegen mit allseits interkonnektierenden Poren bei Porengrößen bis etwa 2,5 mm aufweisen und die ein der Belastungsrichtung angepaßtes Stützgerüst aufbauen. Knochenkeramikimplantate zeigen daher aufgrund ihrer ausgezeichneten Übereinstimmung mit dem Poren- System natürlichen Knochens erhebliche biologische Vorteile beim Einwachsverhalten und der Einheilung in den Organismus.
Neben diesen Vorzügen halben Knochenkeramikimplantate aber auch eine Reihe von Nachteilen.
So ist zum einen ihre Herstellung aus natürlichem Knochenma¬ terial äußerst zeit- und arbeitsintensiv, insbesondere dann, wenn die Mineralisierung und Sinterierung zur Keramik so schonend vorgenommen werden soll, daß praktisch keine Struk- turveränderungen auftreten. Entsprechende Herstellungsverfah¬ ren sind beispielsweise beschrieben in EP 141 004 und DE-PS 37 27 606.
Zum anderen sind die Implantatmaterialien aufgrund der natür- liehen Herkunft der Ausgangsmaterialien in ihrer Baugröße beschränkt, so daß nicht alle Formen und Dimensionen in Form einstückiger Knochenkeramiken realisiert werden können. Da die Implantate in ihrem Strukturaufbau sowie aufgrund der Umwandlung in ein keramisches System in Dichte, Festigkeit und Elastizität nicht den zu ersetzenden Knochen bzw. Kno¬ chenbereichen entsprechen, ist bei Belastung in Folge unzu¬ reichender Kräfteverteilung und -ableitung eine Lockerung oder sogar der Ausbruch des Implantats zu befürchten.
Nachteilig an Knochenkeramik ist weiterhin, daß das als Aus¬ gangsmaterial eingesetzte Naturprodukt Knochen in der chemi¬ schen Zusammensetzung seiner Mineralphase erheblichen natur¬ bedingten und nichtkontrollierbaren Schwankungen unterworfen ist. Derartige Schwankungen in der Zusammensetzung haben durchaus deutlich feststellbare Einflüsse auf die biologische Aktivität des Knochenkeramikimplantats, was sich klinisch in unterschiedlichen Einwachs- und Knochenneubildungsraten manifestiert.
Der Erfindung lag daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Herstellung von Implantatformkörpern für den Knochener¬ satz aufzufinden, mit dem diese aus synthetischen Ausgangsma¬ terialien ohne Beschränkungen in der Formgebung und der Di-
mensionierung aufgebaut und dabei in vorbestimmbarer Weise so strukturiert werden können, daß das Poren- und Stegsystem weitestgehend dem humanen Knochens entspricht.
Erfindungsgemäß wird die Aufgabe dahingehend gelöst, daß man den Implantatformkörper in wiederholter Abfolge schichten¬ weise durch Erzeugung entsprechend dem Porensystem bildartig strukturierter Schichten und Verfestigung derselben aus einer plastisch verformbaren und anschließend verfestigbaren Masse auf Basis von Kalziumphosphat aufbaut, wobei man die Bild¬ strukturen der einzelnen Schichten von als Vorlage dienenden natürlichen Knochen überträgt und den Formkörper abschließend zur Keramik sintert.
Es hat sich dabei gezeigt, daß das Verfahren weder auf das
Material als solches, noch auf die Anwendung für die Herstel¬ lung von Implantatformkörpern beschränkt ist. Von der Mate¬ rialseite können über Kalziumphosphat-Keramiken hinaus auch Oxidkeramiken, Glaskeramiken, nichtkeramische mineralische Werkstoffe, organische Polymermaterialien sowie im gegebenen Fall die jeweiligen Vorstufen der genannten Materialien und weiterhin auch Kompositwerkstoffe aus zwei oder mehr der vorgenannten Materialien eingesetzt werden, vorausgesetzt, sie lassen sich in Form plastisch verformbarer und anschlies- send verfestigbarer Massen verarbeiten. Mit solchen Massen muß die Erzeugung von bildartig strukturierten Schichten möglich sein, wobei die anschließende Verfestigung je nach Materialauswahl, spezifischer Zusammensetzung und Verarbei¬ tungserfordernisse durch Trocknung, chemische Härtung, Tempe- rung oder Sinterung erfolgen kann. Mit dem Verfahren können grundsätzlich beliebige poröse Formkörper mit vorbestimmter • Porenstruktur in allen erdenklichen Ausgestaltungsformen und Dimensionen, die letztendlich nur fertigungstechnisch limi-
tiert sind, hergestellt werden. Solche Formkörper können für die unterschiedlichsten Einsatzzwecke vorgesehen sein.
Gegenstand der Erfindung ist somit ein Verfahren zur Herstel¬ lung eines porösen Formkörpers durch Formgebung einer pla¬ stisch verformbaren und anschließend verfestigbaren Masse, das dadurch gekennzeichnet ist, daß man zur Erzielung einer vorbestimmten Porenstruktur den Formkörper schichtenweise durch wiederholte Abfolge der Schritte
Erzeugung einer entsprechend dem Porensystem bildartig- strukturierten Schicht aus der Masse - Verfestigung der Schicht
aufbaut, wobei man die Bildstrukturen der einzelnen Schichten von entsprechenden Vorlagen überträgt.
Gegenstand der Erfindung ist insbesondere ein derartiges Ver¬ fahren, bei dem eine keramische Masse eingesetzt wird, wobei der Schritt der Verfestigung der Schicht durch Trocknung er¬ folgt und der erzeugte Formkörper in einem abschließenden Schritt gesintert wird.
Gegenstand der Erfindung ist weiterhin die Verwendung eines solchen Verfahrens zur Herstellung von Formkörpern mit drei¬ dimensionalem interkonnektierenden Porensystem, insbesondere zur Herstellung von Implantatformkörpern mit dem Porensystem von natürlichen Knochen.
Dem erfindungsgemäßen Verfahren zur Herstellung poröser Form¬ körper mit vorbestimmter Porenstruktur liegt in allen seinen möglichen Ausführungsformen das Verfahrensprinzip zugrunde, daß man zunächst von einer Vorlage, also von einem als Muster
dienenden porösen Körper, dessen Porenstruktur praktisch zu kopieren ist, die Bildinformation der Struktur schichtenweise aufnimmt, in einer für die jeweilige Fertigungstechnik geeig¬ neten Form speichert und anschließend zur Steuerung des schichtweisen Aufbaus des Formkörpers verwendet. Bei als Vor¬ lage dienenden realen Körpern kann die Aufnahme und Speiche¬ rung der Bildinformation etwa durch schichtenweises Abtragen des Körpers durch Schneiden, Sägen oder Schleifen und foto¬ grafische Aufnahme der jeweiligen Schichtoberflächen gesche- hen. Das Porensystembild kann aber auch künstlich konstruiert werden und in Form technischer Zeichnungen der Schichtbilder oder entsprechender bildlicher Darstellungen vorliegen.
Besonders vorteilhaft ist es, den Schritt der Aufnahme und Speicherung der schichtenweise Bildinformationen rechnerge¬ stützt und in digitalisierter Form vorzunehmen. So können beispielsweise die fotografischen Schichtaufnahmen oder die anderweitig erzeugten Schichtbilder mittels Laserscanner in einen Rechner, zweckmäßigerweise in ein CAD/CAM-System, über- führt werden. Ebenfalls ist es möglich, Schichtstrukturbilder mittels Computertomographie (CT) aufzunehmen und in das Rech¬ nersystem zu übertragen. Letzteres Verfahren bietet sich besonders für die Übertragung von Knochenstrukturen für die Fertigung von Implantatformkörpern an.
Die Übertragung der Bildinformationen zum schichtenweisen Aufbau des porösen Formkörpers aus einem geeigneten vorge¬ wählten Material kann im einfachsten Fall in Form der Sieb¬ drucktechnik erfolgen, wobei die fotografischen Schichtauf- nahmen oder anderweitig erzeugten Schichtbilder in an sich bekannter Weise auf Siebdruckgewebe oder Siebdruckfolien übertragen werden. Das Material, das siebdruckfähig, also entsprechend plastisch verformbar und anschließend verfestig-
bar sein muß, wird durch das erste Sieb auf eine Unterlage gedruckt. Nach Verfestigung erfolgt das Aufdrucken durch das zweite Sieb und so fort, bis der Formkörper fertiggestellt ist.
Selbstverständlich läßt sich diese Verfahrensweise ebenfalls rechnergestützt realisieren, wobei beispielsweise die Schichtbildinformationen wiederum in einem CAD/CAM-System vor¬ liegen und die Erzeugung der Siebdruckfolien sowie die Bedie- nung einer entsprechenden Siebdruckanlage zum Aufbau des Formkörpers programmgesteuert erfolgt.
Spritzfähige Materialien können auch durch Spritztechnik ver¬ arbeitet werden, wobei die einzelnen Schichten durch dreidi- mensional steuerbare Düsen oder Düsensysteme aufgebaut wer¬ den. Gerade bei dieser Technik ist es besonders zweckmäßig, die Düsensteuerung rechnergestützt und programmgesteuert mit Hilfe eines CAD/CAM-Systems vorzunehmen. Die Kombination der digitalisierten Bildaufnahme, -Steuerung und -Verarbeitung mit programmgesteuerter Spritzdüsensteuerung läßt eine ele¬ gante vollautomatische Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens zu. Es können hierzu herkömmliche Systeme und entsprechende Steuerprogramme zum Einsatz gelangen, die vom einschlägigen Fachmann ohne weiteres auf die spezifischen Belange des erfindungsgemäßen Verfahrens eingerichtet werden können.
Es versteht sich von selbst, daß sich dieses Verfahrensprin¬ zip praktisch auf alle plastisch verformbaren und anschlies- send verfestigbaren, somit also schichtweise verarbeitbaren Materialien anwenden läßt. Dies können bevorzugt plastifi- zierte oder verflüssigte keramische Massen sein, die zwischen den Schichtaufbauschritten durch Trocknung verfestigt und in
eine abschließenden Schritt gesintert werden. Beispiele hierfür sind Kalziumphosphat-Keramiken, Oxidkeramiken und Glaskeramiken bzw. ihre entsprechenden Vorstufen. Bei der Dimensionierung des Schichtaufbaus und der Detailstrukturen ist der für keramische Massen typische Schwund einzukalkulie¬ ren.
Weiterhin können nichtkeramische -ineralische Massen wie etwa hydraulische Zemente und ähnliche Materialien erfindungsgemäß verarbeitet werden.
Weitere erfindungsgemäß verarbeit are Materialien können auf hochmolekularen, polymeren und/oder polymerisierbaren organi¬ schen Verbindungen basieren. Beispiele hierfür sind Wachse und Formulierungen auf Basis von iösungsmitteltrocknenden oder schmelzbaren Kunstharzen sowie Reaktivharzsystemen.
Schließlich können auch entsprechend verarbeitbare Komposit— werkstoffe aus zwei oder mehreren der vorgenannten Materia- lien, vorzugsweise aus keramischen Partikeln und organischen Polymermaterialien, zum Einsatz kommen.
Es versteht sich ebenfalls von selbst, daß das der Erfindung zugrundeliegende Verfahrensprinzip auch auf die Herstellung von Formkörpern praktisch beliebiger Dimensionierung und
Formgebung sowie beliebiger Porenstruktur angewandt werden kann. Hierbei ist deren späterer Verwendungszweck keiner Be¬ schränkung unterworfen. Bevorzugtes Anwendungsgebiet ist die Herstellung von Formkörpern mit dreidimensionalem interkon- nektierenden Porensystem, insbesondere die Herstellung von Implantatformkörpern mit dem Porensystem von natürlichen Knochen.
Ein besonderer Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens ist auch, daß bei dem künstlichen Aufbau poröser Formkörper an¬ hand entsprechender Vorlagen im Bedarfsfalle gezielte Struk¬ turveränderungen vorgesehen bzw. vorgenommen werden können. Solche Strukturveränderungen können beispielsweise im Sinne einer gezielten lokalen Verstärkung vorgenommen werden.
Implantatformkörper für den Knochenersatz können mit zusätz¬ lichen Hohlräumen zur Aufnahme pharmazeutischer Wirkstoffe versehen werden. Hierdurch lassen sich beispielsweise Anti¬ biotika oder Wachstu-tsregulatoren pharmazeutisch definiert, lokal und mengenmäßig auf die Erfordernisse des Heilungsvor¬ ganges abgestimmt in dem Implantat plazieren. Eine nach bis¬ heriger Technik über das Volumen im wesentlichen homogene Be- ladung des Implantats mit der zwangsläufig erforderlichen Überdosierung kann hiermit vermieden werden.
Die Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens soll im folgenden beispielhaft anhand der Herstellung von Implantat- formkörpern für den Knochenersatz näher erläutert werden.
Implantatformkörper können sowohl in Form eines Positiv- als auch eines Negativabbildes des zu ersetzenden Knochens bzw. Knochenbereiches hergestellt werden.
Die Positivform ist dann vorzuziehen, wenn das Implantat aus nichtresorbierbarer Kalziumphosphat-Keramik, wie insbesondere Hydroxylapatitkeramik, gefertigt werden soll. Die Einheilung des Implantats erfolgt dann im wesentlichen durch Einspros- sung von körpereigenem Gewebe in die dem natürlichen Knochen weitestgehend entsprechenden Porenhohlräume .des Implantat¬ formkörpers. Die Herstellung des Implantatformkörpers kann gemäß dem oben allgemein beschriebenen Verfahrensprinzip
beispielsweise nach den folgenden Verfahrensvarianten herge¬ stellt werden:
AusführunqsVariante 1
Natürlicher, nach bekannten Verfahren von organischen Antei¬ len befreiter Knochen wird schichtenweise abgetragen. Von jeder Schichtoberfläche wird eine fotografische Aufnahme gemacht. Diese Aufnahmen oder die Schichtoberflächen direkt werden mittels eines Laserscanners in ein CAD/CAM-System übertragen. In dem Rechnersystem erfolgt eine Ausrichtung und Duplizierung der Schichtaufnahmen. Diese Einzelschichten werden auf Positivfilm übertragen, mit dem entsprechende Drucksiebe erstellt werden.
Synthetisch gefälltes Hydroxylapatit wird mit einem gängigen organischen Verflüssiger zu einer verflüssigten keramischen Masse verarbeitet.
Diese Masse wird nun mit dem ersten Sieb zu einer Schicht auf eine Unterlage gedruckt. Es schließt eine Trocknung mit Hei߬ luft an. Mit dem Sieb der zweiten Porenschichtaufnähme wird die zweite Lage auf die erste getrocknete Keramikschicht auf¬ getragen und wiederum getrocknet. So verfährt man bis alle Schichten gedruckt sind und ein keramischer Grünling vor¬ liegt. Der erhaltene Grünling kann zusätzlich mit einem kera¬ mischen Schlicker gleicher Zusammensetzung zur Glättung der Schichtübergänge gespült werden.
Im Anschluß wird der Grünling zur Keramik gesintert, bei¬ spielsweise mit einem Sinterprogramm, das eine Aufheizrate von 50 K/Min. bis zu einer Temperatur von etwa 1300 °C und anschließend eine Haltezeit von 2 Stunden vorsieht. Nach der Abkühlung ist der Keramikformkörper fertig.
Je nach Erfordernis kann sich hieran noch eine mechanische Endformgebung anschließen, die mit üblichen Methoden (Schlei¬ fen, Drehen, Fräsen, Bohren usw.) jede gewünschte Implantat- form liefert.
Ausführunσsvariante 2
Die im Rechnersystem gemäß Variante 1 gespeicherten Schicht- bilder werden mittels einer CAD/CAM-gesteuerten Spritz- oder Auslaufdüse, die mit dem keramischen Schlicker beschickt wird, schichtenweise mit zwischengeschalteten Trocknungspha— sen aufgetragen. Der so erhaltene Grünling wird analog zu Variante 1 weiter zur Keramik verarbeitet.
Ein Implantatformkörper in Form eines Negativabbildes der
Knochenstruktur bietet sich dann an, wenn ein bioresorbierba- rer Werkstoff eingesetzt werden soll. Die Einheilung eines solchen Implantatformkörpers erfolgt im Wesentlichen dadurch, daß der Werkstoff durch Bioresorptionsmechanismen langsam abgetragen wird und gleichzeitig ein Ersatz durch Einwachsen von körpereigenem Gewebe, insbesondere von neugebilderter mineralisierter Knochenmatrix, erfolgt.
Ein solcher Implantatformkörper kann gemäß dem allgemein be¬ schriebenen Verfahrensprinzip beispielsweise nach den folgen¬ den Verfahrensvarianten hergestellt werden:
Ausführun svariante 3
Gemäß den im Rechnersystem gespeicherten Schichtbildern wird nach dem Siebdruck- oder Spritzverfahren zunächst ein tem- porärer positiver Formkörper hergestellt. Als Material dient hier zweckmäßigerweise eine leicht verschmelzbare oder lösli¬ che Masse, beispielsweise Wachs. Dieser Körper wird dann mit einem hochverflüssigten keramischen Schlicker auf Basis des bioresorbierbaren Tricalciumphosphat getränkt und getrocknet. Der Körper wird nun über den Schmelzpunkt des Wachses er¬ hitzt, so daß das Wachs aus dem Körper herausläuft. Der er¬ haltene keramische Grünling mit dem Negativ des Poren- und Stegsystems eines natürlichen Knochens wird nun analog zu Variante 1 weiter zur Keramik verarbeitet. Man erhält einen bioresorbierbaren Implantatformkörper auf Basis von Tricalci¬ umphosphat-Keramik.
AusführunσsVariante 4
Gemäß den im Rechnersystem gespeicherten Schichtbildern wird mit einem keramischen Schlicker auf Basis von Tricalcium¬ phosphat nach dem Siebdruck- oder Spritzverfahren ein Form¬ körper aufgebaut, der dem Negativ des Poren- und Stegsystems des natürlichen Knochens entspricht. Die Weiterverarbeitung des keramischen Grünlings zum keramischen Implantatformkörper erfolgt in bekannter Weise.
In dieser Variante können außer keramischen Massen auf Basis bioresorbierbarer Kalziumphosphate auch andere bioresorbier- bare Materialien verarbeitet werden. Beispiele hierfür sind bioresorbierbare Polymere, beispielsweise Polylactide und Polyglycolide, sowie teilweise oder vollständig resorbierbare
Kompositwerkstoffe auf Basis von Kalziumphosphatpartikeln und den vorgenannten Polymeren.
Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren zur Herstellung poröser Formkörper mit vorbestimmter Porenstruktur können auch Form¬ körper für beliebige andere Anwendungszwecke hergestellt werden.
Ein Beispiel hierfür sind keramische Katalysatorträger für die Abgasreinigung von Automobilen. Nach gegenwärtiger Tech¬ nik werden hierfür stranggepreßte Wabenformkörper eingesetzt, die entsprechend dieser Fertigungsmethode nur Längsporen auf¬ weisen. Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellte keramische Katalysatorträger mit dreidimensionaler interkon- nektierender Porenstruktur können aufgrund wesentlich höherer innerer Oberfläche in ihrer Effektivität gesteigert bzw. in ihrer Baugröße reduziert werden.
Weitere Anwendungsgebiete sind poröse Körper für die Filter- technik oder als statische Mischer für Gase bzw. Flüssigkei¬ ten. Durch gezielten Aufbau der Porosität können hier die Strömungseigenschaften optimiert werden.
Ein weiteres Beispiel sind poröse Keramikformkörper, die als Sorbensmaterial für chromatographische Säulen dienen. Auch hier lassen sich durch vorgewählte Porenstruktur Strömungs¬ eigenschaften und Effektivität optimieren. Chromatographische Säulen mit Füllmaterialien in Form vorgefertigter, fester, poröser, keramischer Sorbensformkörper machen die aufwendigen Säulenpackungsprozeduren überflüssig und sind auch keiner Dichteänderung unterworfen. Ein keramischer Sorbenskörper kann auch problemlos regeneriert werden, etwa durch Ausbren¬ nen bei je nach Basismaterial entsprechend hoher Temperatur.