DE3118178A1 - Verfahren zur erhoehung des heizwertes von wasserstoffhaltigen brenngas-gemischen - Google Patents
Verfahren zur erhoehung des heizwertes von wasserstoffhaltigen brenngas-gemischenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Erhöhung des Heizwertes von wasserstoffhaltigen Brenngas-Gemischen
durch elektrochemische Umsetzung von Wasserstoff.
Wasserstoffhaltige Gasgemische können als Haupt- oder Nebenprodukte der chemischen Umwandlung insbesondere
fester oder flüssige Brennstoffe vielfach und in unterschiedlichen Zusammensetzungen erzeugt werden. Für die
Nutzung im Rahmen der öffentlichen Gaswirtschaft sind solche Gase jedoch im allgemeinen nicht geeignet, da ihre
Zusammensetzung und infolgedessen ihr Heizwert, ihr Wobbe-Index und ihre Dichte nicht den für diese Nutzung
geltenden Normen bzw. "Technische Regeln für die Gasbeschaffenheit" entsprechen: Brennwert, Wobbe-Index und relative
Dichte der wasserstoffreichen Gasgemische sind wesentlich
geringer als die von Stadtgas, für das folgende Mindestwerte gelten:
En =17,58 MJ/m3
Wo =23,86 MJ/m3
d = 0,4
Wo =23,86 MJ/m3
d = 0,4
Es ist bekannt, nicht normgerechte, insbesondere wasserstoffreiche
Gasgemische mittels physikalischer oder chemischer Methoden in Normgase umzuwandeln z.B. durch
Abtrennung unerwünschter bzw. Zumischung erwünschter Komponenten oder durch Methanisierung, d. h. Umsetzung von
im Gasgemisch enthaltenen Komponenten entsprechend den nachstehenden Gleichungen:
CO + 3 H2 —>
CH4 + H2O (1)
CO2 + 4 H2 >
CH4 + 2 H2O (2)
Die Anwendung der Methanisierung setzt also zunächst das - allerdings meist gegebene - Vorhandensein ausreichender
Mengen von CO und/oder CO2 im Gasgemisch voraus. Neben der
sog. Volumenkontraktion: aus 4 bzw. 5 Volumenteilen CO bzw.
-A-
CO- und H2 resultiert ein Volumen-Teil CH4 im methanisierten
Gas (nach Abtrennung des bei der Reaktion gebildeten Wassers) besteht der beträchtliche Nachteile
dieses Verfahrens darin, daß die Methanisierung eine exotherme Reaktion mit hoher Wärmetönung ist, die für
Gleichung (1) 220,65 KJ/gmol und für Gleichung (2)
182,77 kj/gmol beträgt, d. h. annähernd 20 % der .·
Verbrennungsenthalpien der reagierenden Gase werden in Reaktionswärme umgesetzt, die meist nur in weiteren
Verfahren teilweise verwertet werden kann, z. B. zur Erzeugung von Sattdampf, der zur Stromerzeugung dienen
kann. Wenn der erzeugte Sattdampf mit Hilfe eines Turbogenerators zur Stromerzeugung eingesetzt wird, beträgt
der Wirkungsgrad dieser Reaktionswärmenutzung je nach Größe der Anlage zwischen 20 % und 25 %, d. h. insgesamt
tritt bei dieser Verfahrensweise ein Verlust von mehr als 15 % der Verbrennungsenthalpie der Reaktionspartner auf.
Aufgabe der Erfindung ist es, den Heizwert wasserstoffreicher
Gasgemische durch elektrochemische Umwandlung von Wasserstoff zu erhöhen und dabei einen hohen Wirkungsgrad
bzw. die höchst mögliche Menge wertvoller allgemein nutzbarer Energie in Form von normgerechtem Gas und
elektrischem Strom zu gewinnen.
Zur Lösung dieser Aufgabe wird erfindungsgemäß ein Brennstoffzellenaggregat
verwendet, in dem zumindest eine Teilmenge des im zugeführten Gasgemisch enthaltenen Wasserstoffs
durch elektrochemische Umsetzung unmittelbar zur Stromerzeugung genutzt wird.
Brennstoffzellen bzw. Brennstoffzellenaggregate zur elektrochemischen Stromerzeugung sind an sich bekannt. Als
Brennstoff für solche Zellen hat sich bisher vorwiegend Wasserstoff als geeignet erwiesen. Auch der im Vergleich
_ 5 —
zu konventionellen Kraftwerken wesentliche höhere Wirkungsgrad dieser Art der Stromerzeugung ist bekannt. Es
wurde auch bereits ein Verfahren beschrieben (DP 11 46
563), bei dem den Brennstoffzellen Gasgemische zugeführt
werden, die neben Wasserstoff auch andere oxydierbare Komponenten enthalten. Dieses bekannte Verfahren zielte
darauf ab, den im Gasgemsich vorhandenen Wasserstoff möglichst vollständig umzusetzen und die als Inertgase
wirkenden übrigen Gasbestandteile am Ende einer Reihe hintereinander vom Gasgemisch dürchströmter Brennstoffzellen
abzuziehen. Diese Verfahrensweise wurde vorgeschlagen bzw. als notwendig erachtet, um den durch
Ausbildung bzw. Ansammlung von Inertgaspolstern in den porösen Elektroden verursachten Spannungsabfall bzw. die
Verringerung der Stromlieferung der Brennstoffzellen zu
vermeiden.
Die vorliegende Erfindung basiert auf der Tatsache, daß vor allem die sehr geringe relative Dichte
( d = 0,0695 kg/m ) aber auch der relativ niedrige Brennwert (H = 12,745 MJ/m3) von Wasserstoff für die
stark von den eingangs genannten Normen abweichenden Eigenschaften wasserstoffreicher Brenngasgemische
verantwortlich ist.
Unter Berücksichtigung des vorstehend geschilderten Standes der Technik wurde nun festgestellt, daß die gestellte
Aufgabe durch Anwendung an sich bekannter Brennstoffzellenaggregate überraschenderweise optimal gelöst werden kann.
Gegenstand der Erfindung ist demgemäß die Anwendung eines Brennstoffzellenaggregates zur Umwandlung zumindest einer
Teilmenge des im Gasgemisch enthaltenen Wasserstoffes in elektrischen Strom, wodurch die Gaszusammensetzung so verändert
wird, daß das aus dem Brennstoffzellenaggregat abgezogene "Restgas" den Normen für die öffentliche Gasversorgung
entspricht.
— 6 —
Das neue Verfahren und seine Durchführung werden nachstehend anhand eines beispielhaften Anwendungsfalles näher
erläutert.
In einer Anlage zur Vergasung von Kohle unter Druck mit Sauerstoff und Wasserdampf als Vergasungmittel
werden täglich 2.000 t SKE (Steinkohleeinheiten) d. h. mit einem Heizwert Hu von etwa 58.615 MJ/d. durchgesetzt.
Das erzeugte Rohgas wird nach Waschen und Kühlung einer sog. katalytischen Rohgaskonvertierung
zugeführt, in welcher bei etwa 25 bar Druck folgende Reaktionen stattfinden:
Umsetzung von Kohlenmonoxid mit im Gas enthaltenem Wasserdampf zu Kohlendioxid und Wasserstoff,
weitgehende Hydrierung ungesättigter Kohlenwasserstoffe wie z. B. Athen, Propen und Buten
- Spaltung und/oder Hydrierung von Cyanwasserstoff/ Kohlenoxysulfid und organischen Schwefelverbindung»
Nach der anschließenden Gasreinigung, in der insbesondere Schwefelverbindungen, kondensierbare Kohlenwasserstoffe
und Kohlendioxid weitgehend aus dem Gas entfernt werden, hat dieses etwa folgende Zusammensetzung (in Vol. %):
8,0 % CO2; 1,2 % CO; 67,9 % H3; 21,6 % CH4; 0,5 % C3H6+;
0,8 % N0.
3 Die Gasmenge beträgt rd. 130.000 m /h gemessen unter
Normbedingungen, d. h. bei 0 0C und einem Druck von 1,01325 bar, entsprechend 1 Atmosphäre.
Das Gas hat eine Temperatur von ca. 30 C und steht unter rd. 23 bar überdruck. Es enthält höchstens geringe Mengen
Wasserdampf. Dieses auf bekannte Weise erzeugte und behandelte Gas wird nunmehr erfindungsgemäß einem stromerzeugenden
Brennstoffzellenaggregat zugeführt, wobei es vor Eintritt in das Aggregat durch Wärmeaustausch mit dem
das Aggregat verlassenden Gasgemisch auf eine Temperatur
C erwc
— 7 —
— 7 —
von 160 0C bis 170 0C erwärmt wird.
3118173
Das Brennstoffzellenaggregat besteht ζ. Β. aus insgesamt
700 Modulen, von denen jeder aus 290 nach Art einer Filter-
2 presse in Reihe geschalteten Einzelzellen mit je 0,3 m
elektrochemisch aktiver Elektrodenoberfläche aufgebaut ist.
Das o. g. wasserstoffhaltige Gas wird den Anodenräumen
der bei 180 0C betriebenen Brennstoffzellen zugeführt, während in die Kathodenräume Sauerstoff unter dem gleichen
Druck wie dem des Gases zugeführt wird. Als aktive Elektrodenschicht dient beispielsweise mit Platin aktivierter
Kohlenstoff und als Elektrolytflüssigkeit 85%ige Ortho-
2 phosphorsäure. Bei einer Stromdichte von 1.000 A/m
Elektrodenfläche und einem Wasserstoff-Umsatz von 37 m /h pro Modul wird je Modul eine Gleichstromleistung
von 69 kW (300 A, 230 V) erzeugt, d. h. mit den genannten 700 Modulen wird unter Umsetzung von 25.836 m /h Wasserstoff
eine elektrische Bruttoleistung von 45,1.MW/h Gleichstrom erzielt.
Unter Berücksichtigung des Stromverbrauchs von Hilfs-
und Nebenantrieben der Brennstoffzellenaggregate einschließlich
der erforderlichen Sauerstoffgewinnung sowie von Leitungs-, Schalt- und Umwandlungsverlusten
stehen hiervon rund 37,5 MW in Form von Wechsel- oder Drehstrom zur Abgabe zur Verfügung. Das entspricht
einem Nettowirkungsgrad der Stromerzeugung von etwa 48,6 %, bezogen auf den Heizwert H des verbrauchten
Wasserstoffs.
Das aus den Brennstoffzellenaggregaten abgezogene Gas, das durch Wärmeaustausch mit dem zugeführten Gas auf ca. 40 0C
abgekühlt wird, hat nach Abtrennung des Wasserdampfes folgende Zusammensetzung (in Vo. %):
10,0 % CO,; 1,5 % CO; 59,9 % H3; 27,0 % CH4; 0,6 % C2Hg +;
1,0 % N2.
Seine Menge beträgt rd. 103.760 m /h (gemessen unter Normbedingungen)
, sein Druck 20 bar. Dieses Gas, dessen Brennwert rd. 19.012 KJ/m und dessen Wobbe-Index 8.628
beträgt, entspricht den Normbedingungen der deutschen Gaswirtschaft (G 260 "Technische Regeln für die Gas-"
beschaffenheit") für Stadtgas.
Zur Verdeutlichung der vorteilhaften Wirkung des erfindungsgemäßen
Verfahrens wird nachstehend vergleichsweise die Heizwerterhöhung durch chemische Umsetzung von Wasserstoff
zu Methan (Methanisierung) für die beispielhaft beschiebene Gaserzeugungsanlage dargestellt. In diesem Fall wird nur
en Teilstrom des Gases der Rohgaskonvertierung zugeführt. Die vereinigten Teilströme haben nach Passieren der vorher
beschriebenen Gasreinigung folgende Zusammensetzung (in Vol. %):
3,7 % CO2; 4,8 % CO; 67,7 % H3; 22,5 % CH4; 0,5 % C3H6 +;
0,8 % N-.
3 Die Gasmenge beträgt rd. 124.350 m /h (gemessen unter
Normbedingungen).
Dieses Gas wird einer bekannten katalytischen Methanisierung zugeführt. Das methanisierte Gas, dessen Menge nach der
Abtrennung von Wasserdampf rd. 112.250 m /h beträgt,
besitzt folgende Zusammensetzung (in Vol. %) und Eigenschaften:
11,6 % CO2; 1,8 % CO; 53,8 % H3; 31,7 % CH4; 0,2 % C3H6 +;
0,9 % N0.
3 Sein Brennwert beträgt 19.432 KJ/m und sein Wobbe-Index
8.450, d. h es entspricht ebenfalls den vorher genannten Normen für die öffentliche Gaswirtschaft. Es steht unter
20 bar überdruck und mit etwa 40 0C Temperatur zur Verteilung
zur Verfügung.
Mit der im Methanisierungsreaktor frei werden Reaktionswärme
werden 22,5 t/h Sattdampf von 40 bar erzeugt und 23 t/h Kesselspeisewasser von 45 0C auf 105 0C erwärmt.
Aus dem erzeugten Sattdampf kann mittels einer Naßdampfturbine mit Generator unmittelbar Drehstrom erzeugt
werden. Da der elektrische Gesamtwirkungsgrad einer solchen Anlage rd. 23 % beträgt, werden bei dieser
Anordnung 2,88 MW/h Strom erzeugt, von denen 1,48 MW/h zur Abgabe verfügbar sind.
Die vorstehend geschilderten Unterschiede zwischen dem erfindungsgemäßen Verfahren und einem bekannten
Methanisierungsverfahren sind in Tabelle 1 zusammengefaßt.
Dabei wurde für den Vergleich der Energieabgaben . (Ziff. 3) angenommen, daß die (in Ziff. 1) genannten
erzeugten Gasmengen in einem mit 35 % Wirkungsgrad arbeitenden Kraftwerk in elektrischen Strom umgewandelt
werden, d. h. die in MW angegebene gesamte Energieabgabe stellt die in Form von elektrischem Strom erzeugbare
Energie dar. Diese Vergleichsgröße wurde gewählt, da auf diese Weise - im Gegensatz zur reinen Umrechnung
des Wärmeinhaltes des Gases, z. B. von KJ in MW - die nicht unmittelbar vergleichbare "Wertigkeit" von Wärme
in Form von elektrischem Strom und Brenngas entfällt. (Unter dem Begriff "Wertigkeit" sind hier alle Bewertungskriterien,
die bei der Anwendung von Strom bzw. Gas zur Wärmeerzeugung eine Rolle spielen, zu verstehen.)
Die Tabelle verdeutlicht noch einmal, daß das erfindungsgemäße Verfahren zu einer besseren Ausnutzung der eingesetzten
Primärenergie führt, und damit in der Lage ist, einen Beitrag zu der allgemein angestrebten optimalen
Nutzung von Energieträgern aller Art leisten kann.
Vergleich der Verfahrensstufen
Kohlevergasung" Kohlevergasung + Methanisierung + Brennstoffzellen
1. Gaserzeugung
(Stadtgas aus ·, ,
2.000 t SKE/d) 112.242 m^/h 103.762 m^/h
Ho (Stadtgas) 19.432 KJ/m^ 19.012 KJ/m^
WQ (Stadtgas) 30,42 31,07
Gasheizwert pro Stunde 2181,08 GJ/h 1972,72 GJ/h
2. Nebenenergie
Sattdampf 40 bar 22,50 t/h
Wasserstoff ca. 23 bar - 25.836 nC/h
Hieraus:
Wirkungsgrad der Stromerzeugung (brutto) ca. 23 % ca. 58,9 %
Erzeugung an elektrischer
Energie (Drehstrom) 2,88 MW 45,1 MW
Zur Abgabe verfügbare
elektrische Energie
elektrische Energie
(Drehstrom) 1,48 MW 37,5 MW
3. Vergleich der Energieabgabe
Stadtgas 182,39 MW 168,61 MW
Elektrische Energie
1,48 MW 37,50 MW
Gesamtabgabe 184,87 MW 206,11 MW
Claims (5)
1. Verfahren zur Erhöhung des Heizwertes von wasserstoff
haltigen, insbesondere wasserstoffreichen Brenngas-Gemischen
durch elektrochemische Umsetzung von Wasserstoff
gekennzeichnet durch
die Anwendung eines stromerzeugenden Brennstoffzellenaggregates,
dem das gesamte Gasgemisch zugeführt, in dem mindestens eine Teilmenge des im Gasgemisch enthaltenen
Wasserstoffes elektrochemisch oxydiert und aus dem die übrigen Gasbestandteile einschließlich
einer Restmenge Wasserstoff abgezogen werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
durch gekennzeichnet,
durch gekennzeichnet,
daß das stromerzeugende Brennstoffzellenaggregat mit
einem an sich bekannten sauren Elektrolyten unter erhöhtem Druck betrieben wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet,
daß als Elektrolyt des Brennstoffzellenaggregats wasserhaltige Phosphorsäure mit einer Konzentration
von 60 bis 95 Gew.-% Ortho-Phosporsäure verwendet wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß das in das Brennstoffzellenaggregat zu führende
Gasgemisch vor dem Eintritt in dieses Brennstoffzellenaggregat
im Gegenstromwärmeaustausch durch das aus dem Brennstoffzellenaggregat austretende, im Heizwert
angereicherte Brenngas auf oder bis nahe an
die Betriebstemperatur der Brennstoffzellen aufgeheizt
wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
dadurch gekennzeichnet,
daß methanhaltiges Kohlegas aus einer Kohledruckvergasung durch elektrochemische Oxidation eines
Teiles des in diesem Kohlegas enthaltenen Wasserstoffs zu einem Gas von der Qualität von Stadtgas
oder Kokereigas umgewandelt wird.
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