DE19751227A1 - Verfahren und Vorrichtung zum Betrieb eines Lenksystems für ein Kraftfahrzeug - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zum Betrieb eines Lenksystems für ein KraftfahrzeugInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren bzw. eine Vorrichtung
zum Betrieb eines Lenksystems für ein Kraftfahrzeug.
Ein solches Lenksystem ist aus der DE-OS 40 31 316
(entspricht der US 5,205,371) bekannt und soll, soweit es
zum Verständnis der vorliegenden Erfindung relevant ist, an
hand der Fig. 1 und 2 erläutert werden. Bei einem solchen
Lenksystem werden die vom Fahrer durch das Lenkrad 11 bzw.
21 aufgebrachten Lenkbewegungen, der durch den Sensor 28 er
faßte Lenkradwinkel δL, in dem Überlagerungsgetriebe 12 bzw.
22 mit den Bewegungen, dem Motorwinkel δM, des Stellantrie
bes 13 bzw. 23 überlagert. Die so entstandene Gesamtbewegung
δL' wird über das Lenkgetriebe 14 bzw. das Lenkgestänge 16
an die lenkbar ausgelegten Räder 15a und 15b zur Einstellung
des Lenkwinkels δV weitergeleitet. Hierbei kann der Stellan
trieb 13 bzw. 23 als Elektromotor ausgelegt sein. Das Funk
tionsprinzip eines solchen Lenksystems besteht darin, daß
der Motorwinkel δM zur Beeinflussung des dynamischen Verhal
tens des Fahrzeugs abhängig von dem Lenkradwinkel δL und ab
hängig von Signalen Sm bestimmt wird, wobei der Lenkradwin
kel δL über den Sensor 28 ermittelt wird und die Signale Sm
die durch die Sensoren 26 erfaßten Fahrzeugbewegungen reprä
sentieren. Der Gesamtlenkwinkel ergibt sich entsprechende
dem Zusammenhang
δL' = δL/iü + δM,
wobei das Übersetzungsverhältnis iü = 1 oder iü ≈ 1 sein
kann.
Die DE-A1-36 25 392 zeigt die Abgabe eines Korrektursignals
an einen Stellmotor, der den Vorderradlenkwinkel beeinflußt.
Das Korrektursignal ist dabei abhängig von einer Soll-Ist-Gier
geschwindigkeitsabweichung.
Die Kompensation von Seitenwindeinflüssen durch einen über
lagerten Lenkwinkeleingriff zeigt die GB-PS 1,414,206.
Die DE-OS 40 38 079 (entspricht der US 5,316,379) zeigt eine
Überlagerung eines Lenkanteils (Kompensationslenkwinkel) am
Vorderrad und/oder Hinterrad. Der Kompensationslenkwinkel,
der abhängig von den Bremsdruckdifferenzen ist, kompensiert
dabei die Gierbewegung bei sogenannten µ-Split-Bremsungen,
das heißt bei Bremsungen, bei denen die Fahrbahnreibwerte
auf der rechten und linken Fahrbahnseite signifikant ver
schieden sind. Hierbei kann es aber zu dem Problem kommen,
daß die Bremsdruckdifferenz nur ein ungenaues Maß für das
Giermoment darstellt, das insbesondere durch verschiedene
Reifen links und rechts, Fading, ungleichmäßigen Bremsenver
schleiß, ABS-Fehlfunktion oder Bremskreisausfall stark ver
fälscht werden kann.
In der Veröffentlichung Ackermann et al.: "Fahrsicherheit
durch robuste Lenkregelung", Automatisierungstechnik 44
(1996) 5, Seiten 219 bis 225 wird vorgeschlagen, die Gierdy
namik eines Kraftfahrzeugs durch einen Lenkeingriff zu be
einflussen, wobei insbesondere ein integrierender Regler
(I-Regler) vorgesehen ist.
Obwohl für die Ausregelung von großen Störungen, wie sie
z. B. bei der µ-Split-ABS-Bremsung oder starkem Seitenwind
auftreten, ein integrierender Giergeschwindigkeitsregler mit
hoher Verstärkung besonders geeignet ist, verursacht ein
solcher Regler andererseits bei kleinen Störungen, wie z. B.
leichten Bodenwellen, häufig Lenkeingriffe, die unnötig und
störend sind.
Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, das
Gierverhalten eines Fahrzeugs durch Lenkeingriffe zu verbes
sern, ohne aber unnötig häufige Lenkeingriffe zu veranlas
sen.
Diese Aufgabe wird durch die Merkmalskombinationen der unab
hängigen Ansprüche gelöst.
Wie schon erwähnt geht die Erfindung aus von einem Lenksy
stem für ein Kraftfahrzeug mit wenigstens einem lenkbaren
Rad, einem Stellantrieb und einem Überlagerungsgetriebe.
Durch das Überlagerungsgetriebe werden die durch den Fahrer
des Fahrzeugs initiierte Lenkbewegung und die durch den
Stellantrieb initiierte Bewegung zur Erzeugung der Lenkbewe
gung des lenkbaren Rades überlagert. Erfindungsgemäß wird
eine die Gierbewegung des Fahrzeugs repräsentierende Gier
größe erfaßt und bei Vorliegen eines bestimmten Fahrzustands
ein Steuersignal wenigstens abhängig von dieser erfaßten
Giergröße gebildet. Der Stellantrieb wird dann zur Initiie
rung der Bewegung durch das erzeugte Steuersignal angesteu
ert. Weiterhin wird erfindungsgemäß eine den Bremszustand
des Fahrzeugs repräsentierende Bremsgröße erfaßt und das
Vorliegen des Fahrzustands abhängig von dieser erfaßten
Bremsgröße bestimmt.
Die Erfindung ermöglicht einen aktiven Lenkeingriff zur Ver
besserung des Gierverhaltens, der nur dann eingeschaltet
wird, wenn eine äußere Störung der Fahrzeugbewegung detek
tiert wird.
Insbesondere ist vorgesehen, daß die erfaßte Bremsgröße ei
nen Bremszustand des Fahrzeugs repräsentiert, bei dem ein
Bremsvorgang auf einer Fahrbahn mit signifikant unterschied
lichen Fahrbahnreibwerten auf den unterschiedlichen Fahr
zeugseiten stattfindet. Insbesondere ist vorgesehen, daß die
erfaßte Bremsgröße abhängig von den Bremswirkungen, insbe
sondere abhängig von den Radbremsdrücken, wenigstens zweier
Radbremsen auf unterschiedlichen Fahrzeugseiten erfaßt wird.
Die erfaßte Bremsgröße kann dabei abhängig von der Differenz
der Radbremsdrücke wenigstens zweier Radbremsen auf unter
schiedlichen Fahrzeugseiten und/oder abhängig von dem Ver
hältnis des größeren zum kleineren der Radbremsdrücke (pvr,
pvl) wenigstens zweier Radbremsen auf unterschiedlichen
Fahrzeugseiten erfaßt werden. Weiterhin kann vorgesehen
sein, daß die erfaßte Bremsgröße abhängig von einer Betäti
gung der Bremssystems des Fahrzeugs, insbesondere abhängig
von einer Betätigung der Bremslichter, erfaßt wird.
Wie schon erwähnt wird bei solchen sogenannten µ-Split-Brem
sungen ein Giermoment induziert, dem es durch einen ak
tiven Lenkeingriff entgegenzuwirken gilt. Im Gegensatz zu
Systemen, wie sie beispielsweise in der eingangs erwähnten
DE-OS 40 38 079 (entspricht der US 5,316,379) beschrieben
sind, wird durch die Erfindung auch bei ungleichmäßigem
Bremsbelagverschleiß, Fading, unterschiedlichen Reifen
rechts und links, Antiblockier- (ABS-)-Fehlfunktion oder
Bremskreisausfall korrekt in die Lenkung eingegriffen und
der Gierbewegung fahrsicherheitssteigernd entgegengewirkt.
In einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung ist vor
gesehen, daß eine Sollgröße für die Gierbewegung des Fahr
zeugs bestimmt wird. Diese Sollgröße wird insbesondere ab
hängig von der durch den Fahrer des Fahrzeugs initiierten
Lenkbewegung und/oder abhängig von der erfaßten Fahrzeugge
schwindigkeit bestimmt. Das Steuersignal wird dann wenig
stens abhängig von der Abweichung zwischen der erfaßten
Giergröße und der bestimmten Sollgröße gebildet.
Besonders vorteilhaft ist es, wenn die erfaßte Giergröße
oder die Abweichung zwischen der erfaßten Giergröße und der
bestimmten Sollgröße zur Bildung des Steuersignals inte
griert wird (I-Regler). Wie schon beschrieben ist für die
Ausregelung von großen Störungen, wie sie z. B. bei der
µ-Split-ABS-Bremsung oder starkem Seitenwind auftreten, ein
integrierender Giergeschwindigkeitsregler mit hoher Verstär
kung besonders geeignet. Das Problem, daß ein solcher Regler
bei kleinen Störungen, wie z. B. leichten Bodenwellen, häufig
Lenkeingriffe verursacht, die unnötig und störend sind, wird
durch die Erfindung gelöst. Es ist somit ein I-Regler mit
hoher Verstärkung gefunden, der nur im Fall bestimmter gro
ßer Störungen eingreift.
Weiterhin ist es vorteilhaft, daß nach dem Vorliegen des be
stimmten Fahrzustands, also wenn dieser Fahrzustand nicht
mehr vorliegt, das Steuersignal oder wenigstens den abhängig
von der Giergröße gebildeten Anteil des Steuersignals mit
einem zeitlich abnehmenden Verhalten auf einen vorgebbaren
Wert, insbesondere auf den Wert Null, zu führen. Das zeit
lich abnehmende Verhalten kann dabei durch eine Rampe oder
durch ein Verzögerungsverhalten erster Ordnung realisiert
sein. Insbesondere kann das zeitlich abnehmende Verhalten
von der Fahrzeuggeschwindigkeit abhängen. Gemäß dieser Aus
gestaltung der Erfindung wird der Zusatzlenkwinkel auf den
Wert Null zurückgeführt, wenn keine äußere Störung mehr vor
liegt.
Eine verbesserte Detektion von äußeren Störungen wird da
durch erzielt, daß die erfaßte Bremsgröße weiterhin abhängig
ist von der durch den Fahrer des Fahrzeugs initiierten Lenk
bewegung und der Fahrzeuggeschwindigkeit und/oder von einer
die Querbeschleunigung des Fahrzeugs repräsentierenden Grö
ße. Bei dieser Variante wird bei der µ-Split-Erkennung zu
sätzlich der Lenkwinkel und die Fahrzeuggeschwindigkeit oder
die Querbeschleunigung berücksichtigt, um µ-Split-Bremsung
und Kurvenbremsung besser unterscheiden zu können.
Da auch Seitenwind zu einer unerwünschten Gierbewegung des
Fahrzeugs führen kann, ist es darüber hinaus vorteilhaft,
daß eine einen Seitenwindeinfluß auf das Fahrzeug repräsen
tierende Seitenwindgröße erfaßt wird, und das Vorliegen des
Fahrzustands auch abhängig der erfaßten Seitenwindgröße be
stimmt wird.
Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen sind den Unteransprü
chen zu entnehmen.
Die Fig. 1 und 2 zeigen schematisch das Lenksystem nach dem
Stand der Technik, von dem die Erfindung im Ausführungsbeispiel
ausgeht. Die Fig. 3 stellt die Steuerungs- bzw. Regelungsstra
tegie eines solchen Lenksystems dar. Die Fig. 4 zeigt eine
Giermomentenkompensation, die Fig. 5 eine Giergeschwindigkeits
regelung, während die Fig. 6 die erfindungsgemäße Kombination
des Giergeschwindigkeitsreglers mit der µ-Split-Erkennung zeigt.
Im folgenden soll die Erfindung anhand eines Ausführungsbei
spiels dargestellt werden. Dabei wird beispielhaft von einer
eingangs erwähnten Überlagerungslenkung ausgegangen.
Die Fig. 1 bzw. Fig. 2 zeigt mit den Bezugszeichen 11 bzw. 21
ein von dem Fahrer des Fahrzeugs betätigbares Lenkrad. Durch die
Betätigung des Lenkrades 11 bzw. 21 wird dem Überlagerungsge
triebe 12 bzw. 22 durch die Verbindung 101 der Lenkradwinkel δL
zugeführt. Gleichzeitig wird dem Überlagerungsgetriebe 12 bzw.
22 über die Verbindung 104 der Motorwinkel δM des Stellantriebes
13 bzw. 23 zugeleitet, wobei der Stellantrieb als Elektromotor
ausgebildet sein kann. Ausgangsseitig des Überlagerungsgetriebes
12 bzw. 22 wird die Gesamtbewegung δL' über die Verbindung 103
dem Lenkgetriebe 14 bzw. 24 zugeführt, das wiederum über das
Lenkgestänge 16 entsprechend dem Gesamtwinkel δL' die lenkbaren
Räder 15a und 15b mit dem Lenkwinkel δV beaufschlagt. In der Fig.
2 sind weiterhin Sensoren 28 und 26 zu sehen, wobei der Sen
sor 28 den Lenkradwinkel δL detektiert und dem Steuergerät 27
zuführt, während mit dem Bezugszeichen 26 Sensoren gekennzeich
net sind, die die Bewegungen des Fahrzeugs 25 (bspw. Gierbewe
gungen, Querbeschleunigung, Fahrzeuggeschwindigkeit usw.) sen
sieren und entsprechende Ausgangssignale Sm dem Steuergerät 27
zuführen. Das Steuergerät 27 ermittelt, abhängig vom erfaßten
Lenkradwinkel δL und ggf. abhängig von den Fahrzeugbewegungen
eine Stellgröße u zur Ansteuerung des Stellantriebs 13 bzw. 23.
Die Fig. 3 zeigt anhand eines Blockschaltbildes die Funktions
weise des Lenksystems im Fahrbetrieb des Fahrzeugs. Die Einstel
lung des Zusatzlenkwinkels δM erfolgt, indem ein Fahrzeugregler
oder eine Steuerung 31 einen Sollwert δM,soll für den Zusatzwin
kel bestimmt. Dies geschieht abhängig von der durch den Sensor
26 erfaßten Gierwinkelgeschwindigkeit ω des Fahrzeugs. Der Soll
wert δM,soll wird von einem unterlagerten Lageregler 32 und
evtl. Stromregler durch den Motor 33 eingestellt und dem durch
den Fahrer induzierten Lenkradwinkel δL im Punkt 35
(überlagerungsgetriebe) überlagert. Selbstverständlich kann auch
vorgesehen sein, daß der Sollwert δM,soll für den Zusatzwinkel
auch Anteile enthält die, beispielsweise zur Lenkunterstützung
des Fahrers, abhängig von dem Lenkradwinkel δL sind.
In der Fig. 4 wird die Ermittlung des Sollwertes δM,soll im
Falle einer µ-Split-Bremsung gezeigt. In diesem Fall findet also
ein starker Bremsvorgang, insbesondere eine Antiblockierbremsung
(ABS-Bremsung), auf einer Fahrbahn statt, die auf der rechten
und der linken Fahrzeugseite sehr unterschiedliche Reibwerte
aufweist. Es kommt in bekannter Weise zu einem Giermoment. Bei
der in der Fig. 4 dargestellten Giermomentkompensation werden
zunächst die Bremsdrücke pvl und pvr am linken und rechten Vor
derrad entweder direkt sensiert oder aus vorliegenden Meßdaten
(z. B. Ventilöffnungszeiten, Vordruck) berechnet
(Erfassungsmittel 40a und 40b). Diese Radbremsdrücke werden dann
in den Filtern 41 und 42 zur Ausblendung von Störeinflüssen ge
filtert. Die Differenz der so gefilterten Bremsdrücke wird dann
im Block 43 (Proportionalverstärker mit Totband) bearbeitet. Der
Sollwert δM,soll für den Zusatzwinkel wird dann aus der so bear
beiteten Differenz mittels eines konstanten und eines zeitvaria
blen Verstärkungsfaktors (Blöcke 44 und 45) bestimmt.
Bei der in der Fig. 4 gezeigten Giermomentenkompensation
besteht das schon erwähnte Problem, daß die Bremsdruckdiffe
renz nur ein ungenaues Maß für das Giermoment darstellt, das
insbesondere durch verschiedene Reifen links und rechts, Fa
ding, ungleichmäßigen Bremsenverschleiß, ABS-Fehlfunktion
oder Bremskreisausfall stark verfälscht werden kann.
Eine andere Möglichkeit besteht in der Ausregelung der Stö
rungen durch einen Giergeschwindigkeitsregler nach Fig. 5.
Dabei wird aus der Fahrzeuggeschwindigkeit Vx, dem Lenkrad
winkel δL (Sensor 28) und evtl. weiteren Größen ein Sollwert
ωsoll für die Giergeschwindigkeit berechnet (Block 51) und
mit der gemessenen Giergeschwindigkeit ω des Fahrzeugs ver
glichen. Wird im Giergeschwindigkeitsregler 52 festgestellt,
daß der Soll- und Istwert voneinander abweichen, so bestimmt
der Giergeschwindigkeitsregler 52 einen geeigneten Sollwert
δM,soll für den Zusatzlenkwinkel, um die Abweichung zu redu
zieren. Der Lageregler 53 und der Motor 54 entsprechen dabei
den anhand der Fig. 3 beschriebenen Blöcken 32 und 33.
Für die µ-Split-Bremsung ist die Verwendung eines reinen
I-Reglers als Giergeschwindigkeitsregler besonders günstig.
Das bedeutet das Regelgesetz:
δM,soll = KI.∫(ωsoll-ω)dt
bzw.
dδM,soll/dt = KI.(ωsoll-ω)
KI ist dabei ein konstanter Verstärkungsfaktor. Wie oben er
wähnt führt dieses Regelgesetz aber zu häufigen kleinen Ein
griffen, die unnötig und störend sind.
Die anhand der Fig. 5 beschriebene Giergeschwindigkeitsre
gelung stellt die Basis für die in der Fig. 6 dargestellte
Kombination dar.
Dem Giergeschwindigkeitsregler 61 wird die durch den Sensor
26 erfaßte momentane Gierwinkelgeschwindigkeit ω und der
entsprechende Sollwert (Block 51, siehe Fig. 5) zugeführt.
Die in der Verknüpfung 611 gebildete Differenz (ωsoll-ω)
wird der Verstärkerstufe 612 (Integrationsverstärkung KI)
zugeführt. Nimmt der Schalter 615 die in der Fig. 6 gezeig
te Stellung ein, so wird die Differenz (ωsoll-ω) über den
Integrierer 613 geleitet und zu der Sollgröße δM,soll für
den Zusatzlenkwinkel δM bearbeitet. Weist der durch das Si
gnals S ansteuerbare Schalter 615 die andere, in der Fig. 6
nicht dargestellte Stellung auf, so wird die Sollgröße
δM,soll über die Verstärkerstufe 614 auf den Eingang des In
tegrierers 613 gelegt.
Der integrierende Giergeschwindigkeitsregler 61 wird also
erst bei einer durch die µ-Split-Erkennung 62 erkannten
µ-Split-Bremsung eingeschaltet. Der Schalter 615 hat dabei die
in der Fig. 6 dargestellte Stellung. Bevor eine µ-Split-Brem
sung erkannt wird, ist die Stellgröße δM,soll = 0. Ist
die µ-Split-Bremsung beendet, so wird der dann noch anste
hende Zusatzwinkel bzw. die entsprechende Sollgröße δM,soll
wieder auf den Wert Null zurückgeführt; dies erfolgt vor
zugsweise mit einem Verzögerungsverhalten erster Ordnung.
Der Schalter 615 hat dabei die in der Fig. 6 nicht darge
stellte Stellung.
Wird der Fahrtbeginn durch die Zeit t = 0 gekennzeichnet, so
wird das Regelgesetz durch folgende
Gleichungen beschrieben:
für t = 0:
δM,soll(t = 0) = 0;
für t < 0:
dδM,soll(t)/dt = KI.(ωsoll-ω),
wenn µ-Split-Bremsung vorliegt;
wenn µ-Split-Bremsung vorliegt;
dδM,soll(t)/dt = -a.δM,soll(t),
wenn keine µ-Split-Bremsung vorliegt.
wenn keine µ-Split-Bremsung vorliegt.
Dabei ist KI < 0 eine konstante Verstärkung, die ungefähr so
groß wie die Lenkübersetzung iL ist. a < 0 ist ein konstan
ter Faktor, wobei 1/a die Zeitkonstante ist, mit der der Zu
satzwinkel bzw. die Sollgröße δM,soll nach Ende der
µ-Split-Bremsung zurückgenommen wird.
Die µ-Split-Erkennung 62 arbeitet wie folgt:
Wenn die Bremse betätigt wird, was mittels des Bremslicht schalters 63 (Signal BLS) festgestellt wird, wird anhand der Bremsdrücke pvr und pvl an den Vorderrädern erkannt, ob eine µ-Split-Situation vorliegt oder nicht. Die Bremsdrücke kön nen dabei direkt gemessen oder aus anderen vorliegenden Grö ßen wie ABS-Ventilöffnungszeiten und Vordruck abgeschätzt werden.
Wenn die Bremse betätigt wird, was mittels des Bremslicht schalters 63 (Signal BLS) festgestellt wird, wird anhand der Bremsdrücke pvr und pvl an den Vorderrädern erkannt, ob eine µ-Split-Situation vorliegt oder nicht. Die Bremsdrücke kön nen dabei direkt gemessen oder aus anderen vorliegenden Grö ßen wie ABS-Ventilöffnungszeiten und Vordruck abgeschätzt werden.
Nach Ausblendung der Störeinflüsse durch die Filter 41 und
42 wird im Punkt 625 die Bremsdruckdifferenz Δp = (pvl-pvr)
gebildet. Überschreitet die Bremsdruckdifferenz Δp betrags
mäßig einen bestimmten Grenzwert PG, der auch vom Gesamt
druckniveau abhängen kann, so wird gefolgert, daß es sich um
eine µ-Split-Bremsung handelt. Daraufhin wird das µ-Split-Flag
auf den Wert Eins gesetzt, sonst ist es Null.
Der Grenzwert PG wird an das Gesamtdruckniveau angepaßt, in
dem der konstante Wert PGo um das mit dem konstanten Faktor
KG (Block 622) gewichtete Produkt (Block 621) der gefilter
ten Bremsdrücke erhöht wird.
Das µ-Split-Flag wird mit dem BLS-Wert im Block 626 multi
pliziert bzw. logisch UND-verknüpft. Wird so erkannt, daß
momentan auf µ-Split gebremst wird, so wird durch das Signal
S der Schalter 615 in der in der Fig. 6 eingezeichneten
Stellung gebracht, womit der I-Regler eingeschaltet ist.
Liegt keine µ-Split-Bremsung vor, so wird der Schalter 615
umgeschaltet und δM,soll gegen Null geführt.
Neben der beschriebene Berücksichtigung der Radbremsdruck
differenzen kann das Verhältnis des größeren zum kleineren
der Radbremsdrücke (pvr, pvl) wenigstens zweier Radbremsen
auf unterschiedlichen Fahrzeugseiten ausgewertet werden.
Die vorgeschlagene schaltbare Giergeschwindigkeitsregler er
möglicht zahlreiche Varianten und Erweiterungen:
- - Nach Ende der µ-Split-Bremsung wird der Zusatzwinkel nicht mit einem Verzögerungsverhalten sondern rampenför mig, d. h. mit der konstanten Geschwindigkeit ± dδM,soll(0)/dt, auf Null zurückgeführt.
- - Die Rückführung auf den Wert Null, d. h. der Faktor a oder die Geschwindigkeit ± dδM,soll(0)/dt, hängt von der Fahr zeuggeschwindigkeit ab.
- - Bei Stillstand des Fahrzeugs wird der Zusatzwinkel nicht verändert; ist bei Erreichen des Fahrzeugstillstands δM ≠ 0 bzw. δM,soll ≠ 0, so wird der Zusatzwinkel erst dann auf Null zurückgeführt, wenn das Fahrzeug wieder an fährt.
- - In der µ-Split-Erkennung werden zusätzlich der Lenkwinkel und die Fahrzeuggeschwindigkeit oder die Querbeschleuni gung berücksichtigt, um µ-Split-Bremsung und Kurvenbrem sung besser unterscheiden zu können.
- - Anstatt der µ-Split-Erkennung nach der Fig. 6 zu verwen
den, kann dann auf eine µ-Split-Bremsung geschlossen wer
den, wenn der sog. µ-Split-Faktor
einen bestimmten Grenzwert überschreitet. Dabei ist Pmax = max(pvl,pvr), Pmin = min(pvl,pvr); Poff ist ein konstanter Offset und ay die Fahrzeugquerbeschleunigung; P0, P1 und P2 sind konstante Parameter. - - Anstatt einer separaten µ-Split-Erkennung wird das µ-Split-Flag verwendet, das im allgemeinen in einem konven tionellen Antiblockierregelungs-Steuergerät vorliegt.
- - Der integrierende Regler wird auch bei Seitenwind einge schaltet. Daß Seitenwind herrscht, wird mittels Luft drucksensoren an verschiedenen Stellen der Karosserie de tektiert, vgl. Tran, V.T.: Crosswind Feedforward Control
- - A Measure to Improve Vehicle Crosswind Behaviour; Ve hicle System Dynamics 23 (1993), S. 165-205.
- - Der schaltbare I-Regler wird durch weitere Rückführungen ergänzt, z. B. eine proportionale Rückführung der Gierge schwindigkeit zur Dämpfung der Gierbewegung, die selbst verständlich zu allen Zeiten Lenkeingriffe veranlassen können.
Zusammenfassend können als Vorteile der Erfindung herausge
stellt werden:
- - Es wird ein integrierender Giergeschwindigkeitsregler für einen aktiven Lenkeingriff vorgestellt, der nur dann ein geschaltet wird, wenn eine äußere Störung der Fahrzeugbe wegung detektiert wird. Liegt keine äußere Störung vor, wird der Zusatzlenkwinkel auf den Wert Null zurückge führt.
- - Im Gegensatz zu einem konventionellen Giermomentenein griff wird auch bei ungleichmäßigem Bremsbelagverschleiß, Fading, unterschiedlichen Reifen rechts und links, ABS-Fehlfunktion oder Bremskreisausfall richtig in die Len kung eingegriffen.
- - Bei der Störung kann es sich auch um Seitenwind, der mit tels Luftdrucksensoren erkannt werden kann, handeln.
- - Der schaltbare I-Regler kann durch weitere Regler oder Steuerungen ergänzt werden.
Claims (11)
1. Verfahren zum Betrieb eines Lenksystems für ein Kraft
fahrzeug mit wenigstens einem lenkbaren Rad (15), einem
Stellantrieb (13; 23) und einem Überlagerungsgetriebe (12;
22), wobei durch das Überlagerungsgetriebe die durch den
Fahrer des Fahrzeugs initiierte Lenkbewegung (δL) und die
durch den Stellantrieb (13; 23) initiierte Bewegung (δM) zur
Erzeugung der Lenkbewegung des lenkbaren Rades überlagert
werden, wobei
- - eine die Gierbewegung des Fahrzeugs repräsentierende Giergröße (ω) erfaßt wird,
- - ein Steuersignal (δM,soll) bei Vorliegen eines bestimmten Fahrzustands wenigstens abhängig von der erfaßten Gier größe (ωist) gebildet wird,
- - der Stellantrieb (13; 23) zur Initiierung der Bewegung (δM) durch das erzeugte Steuersignal (δM,soll) angesteuert wird,
- - eine den Bremszustand des Fahrzeugs repräsentierende Bremsgröße (S) erfaßt wird, und
- - das Vorliegen des Fahrzustands abhängig der erfaßten Bremsgröße (S) bestimmt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die erfaßte Bremsgröße (S) einen Bremszustand des Fahrzeugs
repräsentiert, bei dem ein Bremsvorgang auf einer Fahrbahn
mit signifikant unterschiedlichen Fahrbahnreibwerten auf den
unterschiedlichen Fahrzeugseiten stattfindet
(µ-Split-Bremsungen).
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die erfaßte Bremsgröße (S) abhängig von den Bremswirkungen,
insbesondere abhängig von den Radbremsdrücken (pvr, pvl),
wenigstens zweier Radbremsen auf unterschiedlichen Fahrzeug
seiten erfaßt wird, wobei insbesondere vorgesehen ist, daß
die erfaßte Bremsgröße (S) abhängig von der Differenz der
Radbremsdrücke (pvr, pvl) wenigstens zweier Radbremsen auf
unterschiedlichen Fahrzeugseiten und/oder abhängig von dem
Verhältnis des größeren zum kleineren der Radbremsdrücke
(pvr, pvl) wenigstens zweier Radbremsen auf unterschiedli
chen Fahrzeugseiten erfaßt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die erfaßte Bremsgröße (S) abhängig von einer Betätigung der
Bremssystems des Fahrzeugs, insbesondere abhängig von einer
Betätigung der Bremslichter, erfaßt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
ein Sollgröße (ωsoll) für die Gierbewegung des Fahrzeugs,
insbesondere abhängig von der durch den Fahrer des Fahrzeugs
initiierten Lenkbewegung (δL) und/oder abhängig von der er
faßten Fahrzeuggeschwindigkeit, bestimmt wird, und das Steu
ersignal (δM,soll) wenigstens abhängig von der Abweichung
(ωsoll-ωist) zwischen der erfaßten Giergröße und der be
stimmten Sollgröße gebildet wird.
6. Verfahren nach Anspruch 1 oder 5, dadurch gekennzeichnet,
daß die erfaßte Giergröße (ωist) oder die Abweichung
(ωsoll-ωist) zur Bildung des Steuersignals (δM,soll) inte
griert wird.
7. Verfahren nach Anspruch 1 oder 5, dadurch gekennzeichnet,
daß nach dem Vorliegen des bestimmten Fahrzustands das Steu
ersignal (δM,soll) oder wenigstens der abhängig von der
Giergröße (ωist) gebildete Anteil des Steuersignals
(δM,soll) mit einem zeitlich abnehmenden Verhalten auf einen
vorgebbaren Wert, insbesondere auf den Wert Null, geführt
wird, wobei das zeitlich abnehmende Verhalten insbesondere
durch eine Rampe oder durch ein Verzögerungsverhalten erster
Ordnung realisiert sein kann und/oder das zeitlich abnehmen
de Verhalten von der Fahrzeuggeschwindigkeit abhängt.
8. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß
die erfaßte Bremsgröße (S) weiterhin abhängig ist von der
durch den Fahrer des Fahrzeugs initiierten Lenkbewegung (δL)
und der Fahrzeuggeschwindigkeit und/oder einer die Querbe
schleunigung des Fahrzeugs repräsentierenden Größe.
9. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
eine einen Seitenwindeinfluß auf das Fahrzeug repräsentie
rende Seitenwindgröße erfaßt wird, und das Vorliegen des
Fahrzustands auch abhängig der erfaßten Seitenwindgröße be
stimmt wird.
10. Vorrichtung zum Betrieb eines Lenksystems für ein Kraft
fahrzeug mit wenigstens einem lenkbaren Rad (15), einem
Stellantrieb (13; 23) und einem Überlagerungsgetriebe (12; 22),
wobei durch das Überlagerungsgetriebe die durch den
Fahrer des Fahrzeugs initiierte Lenkbewegung (δL) und die
durch den Stellantrieb (13; 23) initiierte Bewegung (δM) zur
Erzeugung der Lenkbewegung des lenkbaren Rades überlagert
werden, wobei vorgesehen sind:
- - Mittel (26) zur Erfassung einer die Gierbewegung des Fahrzeugs repräsentierenden Giergröße (ω),
- - Mittel (61) zur Bildung eines Steuersignals (δM,soll) bei Vorliegen eines bestimmten Fahrzustands wenigstens abhän gig von der erfaßten Giergröße (ωist),
- - Mittel (27) zur Ansteuerung des Stellantriebs (13; 23) zur Initiierung der Bewegung (δM) durch das erzeugte Steu ersignal (δM,soll),
- - Mittel (62) zur Erfassung einer den Bremszustand des Fahrzeugs repräsentierenden Bremsgröße (S) und
- - Mittel (615) zur Bestimmung des Vorliegens des Fahrzu stands abhängig der erfaßten Bremsgröße (S).
11. Vorrichtung nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet,
daß die erfaßte Bremsgröße (S) abhängig von den Bremswirkun
gen, insbesondere abhängig von den Radbremsdrücken (pvr,
pvl), wenigstens zweier Radbremsen auf unterschiedlichen
Fahrzeugseiten erfaßt wird, wobei insbesondere vorgesehen
ist, daß die erfaßte Bremsgröße (S) abhängig von der Diffe
renz der Radbremsdrücke (pvr, pvl) wenigstens zweier Rad
bremsen auf unterschiedlichen Fahrzeugseiten und/oder abhän
gig von dem Verhältnis des größeren zum kleineren der Rad
bremsdrücke (pvr, pvl) wenigstens zweier Radbremsen auf un
terschiedlichen Fahrzeugseiten erfaßt wird.
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