DE19548183C1 - Verfahren zum Aufbringen einer feuerhemmenden Schicht auf ein Magnesiumbauteil - Google Patents
Verfahren zum Aufbringen einer feuerhemmenden Schicht auf ein MagnesiumbauteilInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Aufbringen
einer feuerhemmenden Schicht auf ein Magnesium-Bauteil
durch thermisches Spritzen eines Oxids. Unter Magnesium-
Bauteilen sind dabei sowohl Bauteile aus reinem Magnesium
wie aus Magnesium-Legierungen zu verstehen.
Magnesium-Legierungen sind wichtige Werkstoffe für die
Fahrzeugtechnik, den Motorenbau, die Luft- und Raumfahrt
technik und im sonstigen konstruktiven Leichtbau, wie in
der Computerbranche, beim Motorsägen und Haushaltsgeräten.
Ursache ist das geringe spezifische Gewicht von Magnesium-
Legierungen bei sehr guten Festigkeitseigenschaften, wo
durch eine deutliche Gewichtsreduktion der Magnesium-
Bauteile, verglichen mit Aluminium und Stahl möglich ist.
Die, verglichen mit Aluminium-Werkstoffen, deutlich bessere
Gießbarkeit von Magnesium-Legierungen führt darüberhinaus
zu einer Verringerung an Prozeßschritten und einer Steige
rung der Produktivität, so daß aus Magnesium-Legierungen
geometrisch komplex geformte, dünnwandige Bauteile in hohen
Stückzahlen kostengünstig hergestellt werden können. Der
Einsatz von Magnesium-Werkstoffen in der Fahrzeugtechnik
eröffnet daher ein hohes Potential zur Kostensenkung,
Treibstoffersparnis und Nutzlasterhöhung.
Allerdings sind dünnwandige Magnesium-Bauteile besonders in
der Luft- und Raumfahrt, aber auch im Automobilbereich auf
grund der möglichen Brandgefahr nur unter Einschränkungen
verwendbar. Dünnwandige Magnesium-Bauteile, also beispiels
weise Bauteile mit einer Wandstärke von 3 mm oder weniger
können sich nämlich durch einen Brandherd an anderer Stelle
entzünden. Problematisch beim Umgang mit Magnesium
werkstoffen ist nämlich die Tatsache, daß sich Magnesium im
geschmolzenen Zustand bei Sauerstoffzutritt entzünden kann.
Der Schmelzpunkt von Magnesium beträgt ca. 650°C. Dickere
Magnesium-Bauteile führen zwar genügend Wärme ab, so daß
eine lokale Erschmelzung durch einen anderen Brandherd
praktisch nicht eintritt. Jedoch ist bei geringer Wandstär
ke ein lokales Aufschmelzen des Magnesium-Bauteils durch
einen anderen Brandherd möglich und damit die Gefahr eines
Magnesium-Brandes gegeben.
Es ist bekannt, Magnesium-Bauteile mit einem Brandschutzan
strich zu versehen, um die Brandgefahr herabzusetzen. Der
artige Brandschutzanstriche besitzen jedoch eine erhebliche
Dicke von 2 mm und mehr, wodurch insbesondere bei dünnwan
digen Magnesium-Bauteilen, die durch das Magnesium erzielte
Gewichtreduktion des Bauteils zumindest teilweise wieder
zunichte gemacht wird. Darüberhinaus sind Brandschutzan
striche optisch wenig ansprechend, können auf der anderen
Seite aber nicht mit herkömmlichen Lacken, wie Autolacken
überstrichen werden.
Aus der DE-OS 38 36 614 ist es bekannt, thermisch belastete
Magnesium-Bauteile durch thermisches Spritzen mit einer
Diffusionssperre aus einem Metall, z. B. Titan, einer ein-
oder mehrphasigen Schicht, z. B. aus Ni₃Al und einer Funkti
onsschicht aus ZrO₂ mit Anteilen von Y₂O₃, MgO oder CaO zu
beschichten.
Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren bereitzustel
len, mit dem insbesondere auch dünnwandige Magnesium-
Bauteile kostengünstig mit einer feuerhemmenden Beschich
tung hoher Wirksamkeit ohne wesentliche Gewichtserhöhung
versehen werden können.
Dies wird erfindungsgemäß mit dem im Anspruch 1 gekenn
zeichneten Verfahren erreicht. In den Unteransprüchen sind
vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung angegeben.
Das heißt, erfindungsgemäß wird Aluminiumoxid (Al₂O₃),
gleich welcher Modifikation, als Spritzwerkstoff einge
setzt.
Im Gegensatz zu Aluminiumoxid weist reines Siliciumdioxid
den Nachteil auf, daß es keinen definierten Schmelzpunkt
aufweist und selbst bei relativ hohen Temperaturen in einen
teigigen Zustand vorliegt, mit dem es nur schwer spritzbar
ist.
Demgemäß wird erfindungsgemäß außer Aluminiumoxid ein Ge
misch aus Siliciumoxid und wenigstens einem weiteren Metal
loxid als Spritzwerkstoff verwendet, wobei der Gehalt des
Siliciumoxids in dem Spritzwerkstoff wenigstens 20, vor
zugsweise wenigstens 50 Gew.-% beträgt und das Gemisch ei
nen Druckerweichungspunkt zwischen 400°C und 1000°C auf
weist.
Die weiteren Metalloxide des Gemischs können Natriumoxid
(Na₂O), Kaliumoxid (K₂O), Calciumoxid (CaO), Magnesiumoxid
(MgO), Zinkoxid (ZnO), Bleioxid (PbO), Lithiumoxid (Li₂O),
Aluminiumoxid (Al₂O₃) und/oder Boroxid (B₂O₃) sein.
Zu diesen Oxidgemischen gehören insbesondere Gemische zur
Herstellung von Email, also von Schmelzgemischen mit Sili
katen sowie ggf. Boraten und Fluoriden als glasbildenden
Elementen, insbesondere mit den übrigen vorstehend erwähn
ten Metalloxiden, die einen Druckerweichungspunkt zwischen
400 und 1000°C, insbesondere zwischen 450 und 800°C aufwei
sen. Den glasbildenden Stoff des Emails bildet vor allem
SiO₂ oder Feldspat, der etwa 70 Gew.-% SiO₂ enthält. Weite
re Glasbilder sind B₂O₃, Al₂O₃ und PbO sowie ggf. GeO₂ und
BeF₂. Zur Verbesserung der Haftung kann Email geringe Zu
sätze an Haftoxiden, beispielsweise Kobalt- oder Nickeloxid
enthalten.
Vorzugsweise beträgt die Zusammensetzung des Emails, der
erfindungsgemäß zum thermischen Spritzen verwendet wird,
nach der Seger-Formel in Mol bei bleihaltigem Email:
0-0,7 Mol in Na₂O
0-0,3 Mol K₂O
0-0,6 Mol CaO
0-0,3 Mol MgO
0-0,7 Mol ZnO
0,2-1,5 Mol PbO
0-0,3 Mol Al₂O₃
0,2-3,0 Mol SiO₂
0-2,0 Mol B₂O₃
und bei bleifreiem Email
0-1,5 Mol in Na₂O
0-0,7 Mol K₂O
0-1,0 Mol CaO
0-0,6 Mol MgO
0-0,4 Mol ZnO
0-0,2 Mol Li₂O
0-0,8 Mol Al₂O₃
1,5-5,0 Mol SiO₂
0-3,0 Mol B₂O₃.
0-0,7 Mol in Na₂O
0-0,3 Mol K₂O
0-0,6 Mol CaO
0-0,3 Mol MgO
0-0,7 Mol ZnO
0,2-1,5 Mol PbO
0-0,3 Mol Al₂O₃
0,2-3,0 Mol SiO₂
0-2,0 Mol B₂O₃
und bei bleifreiem Email
0-1,5 Mol in Na₂O
0-0,7 Mol K₂O
0-1,0 Mol CaO
0-0,6 Mol MgO
0-0,4 Mol ZnO
0-0,2 Mol Li₂O
0-0,8 Mol Al₂O₃
1,5-5,0 Mol SiO₂
0-3,0 Mol B₂O₃.
Der Druckerweichungspunkt des vorstehend angegeben bleihal
tigen oder bleifreien Emails liegt zwischen 430 und 750°C.
Die bleifreien Emailsorten werden aus gesundheitlichen und
Umweltschutzgründen bevorzugt.
Wie Erschmelzungsversuche gezeigt haben, wird durch die
thermisch aufgespritzte Schicht aus Aluminiumoxid oder
Email (mit einer Schichtdicke von 30 bis 100 µm) die Ent
zündungszeit eines Magnesium-Bauteil mit einer Schichtdicke
von 1 mm um mindestens das vierfache hinausgezögert, so daß
die Zeitspanne für Löschmaßnahmen im Falle eines Brandes
wesentlich erweitert wird.
Weiterhin wird durch die erfindungsgemäß auf das Mg-Bauteil
thermisch aufgespritzte Oxidschicht die Beständigkeit des
Bauteils gegen Korrosion wesentlich erhöht. Auch bildet die
thermisch aufgespritzte Oxidschicht einen hervorragenden
Haftgrund für Lackierungen.
Die erfindungsgemäß aufgebrachte Aluminiumoxidschicht hat
dabei den Vorteil, daß sie dem Magnesium-Bauteil zusätzlich
Formstabilität verleiht, selbst bei Erweichung des Magnesi
um-Werkstoffs.
Der Vorteil der erfindungsgemäß aufgebrachten Siliciumdi
oxid-haltigen Schicht, insbesondere Emailschicht, ist darin
zu sehen, daß diese Schicht mit steigender Temperatur weich
wird und das Magnesium-Bauteil dicht umschließt. Sie kann
daher der thermischen Ausdehnung des Magnesium-Bauteil fol
gen. Rissen in der Schutzschicht wird damit vorgebeugt.
Sollten dennoch Risse durch thermische Ausdehnung des Bau
teils bei entsprechend hoher Erwärmung auftreten, erweicht
die SiO₂- bzw. Email-Schicht, was zu einer Selbstabdichtung
führt.
Die Dicke der erfindungsgemäß aufgebrachten feuerhemmenden
Schutzschicht beträgt vorzugsweise 10 bis 300 µm, insbeson
dere 30 bis 100 µm.
Bei einer Schichtdicke von weniger als 10 µm ist die feuer
hemmende Schutzwirkung nicht mehr ausreichend, d. h. die
Schutzschicht ist nicht mehr dicht genug, so daß eine offe
ne Flamme auf den Magnesium-Grundwerkstoff durchschlagen
kann. Außerdem wirkt die erfindungsgemäß aufgebrachte Oxid
schicht wärmedämmend. Bei einer Schicht unterhalb von 10 µm
ist dieser Wärmedämmeffekt nicht mehr gegeben.
Bei einer Schichtdicke von mehr als 300 µm leidet die Maß
haltigkeit des Magnesium-Bauteils. Auch werden dann die Ko
sten der Schutzschicht relativ groß. Darüberhinaus wird die
Schutzschicht um so spröder je dicker sie ist, sie verliert
also an Elastizität, so daß bei Verformung des Bauteils
eher Risse gebildet werden können.
Magnesium-Werkstoffe sind durch ihre gute Gießbarkeit ins
besondere zur Herstellung dünner, großer, eine komplexe
Geometrie aufweisender Bauteile geeignet. Demgemäß ist das
erfindungsgemäße Verfahren insbesondere zum Aufbringen feu
erhemmender Schicht auf dünne Magnesium-Bauteile mit einer
Schichtdicke von 3 mm oder weniger bestimmt.
Für die erfindungsgemäß feuerfest gemachten dünnwandigen
Magnesium-Bauteile bestehen die verschiedensten Anwendungs
möglichkeiten, beispielsweise im Fahrzeugbau als Rahmen
oder Rahmenteile von Sitzen, Türen usw.
Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren können die verschie
densten Magnesium-Werkstoffe feuerhemmend beschichtet wer
den, beispielsweise AZ91 (9% Al, 1% Zn), AM50 (5% Al,
5% Mn), AM20 (2% Al, = 0,5 Mn) oder AE42 (4% Al, 2%
seltende Erdmetalle als Cer-Mischmetall).
Da Magnesium-Werkstoffe einen relativ niedrigen Schmelz
punkt aufweisen, wird das Bauteil beim thermischen Spritzen
vorzugsweise gekühlt, beispielsweise mit Kohlendioxid, Luft
oder Wasser.
Das thermische Spritzen kann durch Plasma-
Lichtbogenspritzen oder Flamm-Spritzen erfolgen. Da die
Spritzpartikel beim Plasma-Spritzen auf eine höhere Tempe
ratur erwärmt werden als beim Flamm-Spritzen, entstehen beim
Plasma-Spritzen dichtere Oxidschichten mit entsprechend ho
her feuerhemmender Wirkung. Demgegenüber ist das Flamm-
Spritzen kostengünstiger als das Plasma-Lichtbogenspritzen.
Besonders dichte Oxidschichten werden erzielt, wenn die
Oxidschicht durch Hochgeschwindigkeits- Flammspritzen aufge
bracht wird, bei dem die geschmolzenen Oxidteilchen mit ei
ner Geschwindigkeit von 500 m/s und mehr auf das Bauteil
auftreffen.
Claims (5)
1. Verfahren zum Aufbringen einer feuerhemmenden Schicht
auf ein Magnesium-Bauteil durch thermisches Spritzen
eines Oxids, dadurch gekennzeichnet, daß zum thermi
schen Spritzen Aluminiumoxid oder ein Gemisch aus we
nigstens 20 Gew.-% Siliziumdioxid und wenigstens einem
weiteren Metalloxid verwendet wird, welches einen
Druckerweichungspunkt zwischen 400°C und 1000°C auf
weist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
das weitere Metalloxid Natriumoxid, Kaliumoxid, Kal
ziumoxid, Magnesiumoxid, Zinkoxid, Bleioxid, Lithium
oxid, Aluminiumoxid und/oder Boroxid ist.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeich
net, daß das Gemisch aus Siliziumdioxid und wenigstens
einem weiteren Metalloxid ein Email-Schmelzgemisch ist.
4. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, da
durch gekennzeichnet, daß eine Oxidschicht mit einer
Schichtdicke von 10 bis 300 µm aufgebracht wird.
5. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, da
durch gekennzeichnet, daß das Magnesium-Bauteil beim
thermischen Spritzen gekühlt wird.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19548183A DE19548183C1 (de) | 1995-12-22 | 1995-12-22 | Verfahren zum Aufbringen einer feuerhemmenden Schicht auf ein Magnesiumbauteil |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19548183A DE19548183C1 (de) | 1995-12-22 | 1995-12-22 | Verfahren zum Aufbringen einer feuerhemmenden Schicht auf ein Magnesiumbauteil |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE19548183C1 true DE19548183C1 (de) | 1997-02-06 |
Family
ID=7781043
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19548183A Expired - Fee Related DE19548183C1 (de) | 1995-12-22 | 1995-12-22 | Verfahren zum Aufbringen einer feuerhemmenden Schicht auf ein Magnesiumbauteil |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE19548183C1 (de) |
Cited By (3)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE102006018356B3 (de) * | 2006-04-19 | 2007-09-13 | Boris Schubert | Feuerhemmende Wand, Tür oder Klappe und feuerhemmende Schichten hierfür |
DE102012112394A1 (de) * | 2012-12-17 | 2014-06-18 | Dr. Ing. H.C. F. Porsche Aktiengesellschaft | Verfahren zum Herstellen eines beschichteten Magnesiumbauteils |
DE102014210926B3 (de) * | 2014-06-06 | 2016-01-28 | Ford Global Technologies, Llc | Verfahren zur Herstellung einer Zündkerze für einen Verbrennungsmotor sowie Zündkerze für einen Verbrennungsmotor |
Citations (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE3836614A1 (de) * | 1987-11-13 | 1989-06-08 | Lugscheider Erich Prof Dr Tech | Beschichtung eines thermisch belasteten magnesiums oder einer magnesiumlegierung |
-
1995
- 1995-12-22 DE DE19548183A patent/DE19548183C1/de not_active Expired - Fee Related
Patent Citations (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE3836614A1 (de) * | 1987-11-13 | 1989-06-08 | Lugscheider Erich Prof Dr Tech | Beschichtung eines thermisch belasteten magnesiums oder einer magnesiumlegierung |
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DE102012112394A1 (de) * | 2012-12-17 | 2014-06-18 | Dr. Ing. H.C. F. Porsche Aktiengesellschaft | Verfahren zum Herstellen eines beschichteten Magnesiumbauteils |
DE102014210926B3 (de) * | 2014-06-06 | 2016-01-28 | Ford Global Technologies, Llc | Verfahren zur Herstellung einer Zündkerze für einen Verbrennungsmotor sowie Zündkerze für einen Verbrennungsmotor |
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Legal Events
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D1 | Grant (no unexamined application published) patent law 81 | ||
8364 | No opposition during term of opposition | ||
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