DE19525453A1 - Vorrichtung zum Ablösen der gasförmigen laminaren Grenzschicht - Google Patents
Vorrichtung zum Ablösen der gasförmigen laminaren GrenzschichtInfo
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Description
Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung gemäß dem
Oberbegriff des Hauptanspruches, insbesondere zum Ablösen
der gasförmigen, laminaren Grenzschicht von zumindest
einer der beiden Seiten einer in Transportrichtung
bewegten, vorzugsweise schnellaufenden Materialbahn, z. B.
aus Papier.
Gasförmige, laminare Grenzschichten an in Luft bewegten
Materialbahnen sind als störend an sich bekannt. So
ergeben sich beim Aufwickeln von Materialbahnen auf eine
Rolle zu Papier oder Folienballen durch Einwickeln der
laminaren Grenzschicht größere Durchmesser der Ballen für
die eigentlich nur aufzuwickelnde Länge der Materialbahn
als ohne eingewickelte Grenzschicht. Außerdem wird z. B.
beim Trocknen in Druckmaschinen versucht, das
Lösungsmittel der Druckfarbe(n) durch Trocknen aus der
Materialbahn auszutreiben. Hierzu sind sogenannte
Grenzschichtrakel bekannt, wobei Luftdüsen rechtwinklig
oder quer zur Oberfläche Luft mit hoher Energie und
Geschwindigkeit auf die Materialbahn aufblasen, um den
Umschlag der laminaren Grenzschicht im mikroskopischen
Bereich in eine turbulente Strömung zu bewirken, deren
Wirbel zunehmend größere Durchmesser als die Dicke der
Grenzschicht aufweisen, so daß sie einerseits
Lösungsmittel der Druckfarbe besser hindurchlassen,
andererseits mittels herkömmlicher Blas- und/oder
Saugdüsen im Sinne einer makroskopischen bewirkten
Beseitigung beeinflußbar sind.
Solche Systeme zur Trocknung sind vor allem bekannt beim
Tief-, Rollenoffset- und Flexodruck. Bei all diesen
Druckverfahren trocknet die Druckfarbe durch das
Austreiben des bzw. der Lösungsmittel, bei denen sich es
um Kohlenwasserstoffe oder Spiritus-Wassergemische
handelt. Wegen der hohen Transportgeschwindigkeit der
Materialbahn entstehen dabei ausgeprägte laminare
Grenzschichten, welche sowohl den Wärmetransport in die
Materialbahn hinein als auch den Stofftransport der
Lösungsmittel daraus behindern. Beide physikalische
Prinzipien sind für eine Trocknung von Bedeutung.
Der Wärmetransport in einem Trockner auf der Basis von
Heißluftsystemen ist für das Erwärmen, also für die
Erhöhung der Temperatur der Materialbahn verantwortlich.
Über den Wärmetransport erfolgt die Zufuhr jener Energie,
welche für das Austreiben des Lösungsmittels erforderlich
ist. Demgegenüber entspricht der Stofftransport ihren aus
der Materialbahn ausgetriebenen Lösungsmitteln. Da in der
Regel mit Temperaturen der Materialbahn von größer 100°C
getrocknet wird, kommt noch eine geringe Menge an Wasser
hinzu, welche aus dem Papier verdampft.
Es wird deutlich, daß die Qualität eines Systems zur
Trocknung von möglichst hohem Wärme- sowohl Stoffübergang
abhängt bei gleichzeitig niedriger Temperaturdifferenz
zwischen der Umgebungsluft und jener der Materialbahn.
Eine niedrige Temperaturdifferenz bedeutet damit
zwangsläufig einen geringeren Energiebedarf bei ansonsten
unverändertem System des Trockners.
Aus der Strömungslehre ist bekannt, daß insbesondere
laminare Grenzschichten mit relativ niedrigen
Reynoldszahlen, verbunden mit der hohen kinematischen
Zähigkeit heißer Luft einen niedrigen Wärme- sowie
Stoffübergang aufweisen.
Nachdem der Wärme- und Stoffübergang bei turbulenter
Strömung ein Vielfaches des Wertes bei laminarer Strömung
ist, wird bei bekannten Systemen der Trocknung versucht,
mit dem bereits erwähnten Grenzschichtrakel die laminare
Grenzschicht sowohl pneumatisch als auch mechanisch
wirkend zum Umschlag in eine turbulente Grenzschicht zu
veranlassen. Hierbei kommen in der Regel speziell
ausgebildete Blasdüsen, die auf die zumindest eine Seite
der Materialbahn gerichtet sind, zum Einsatz. Trotz
Verwendung hoher Energie sind die Ergebnisse nicht
befriedigend. Der Grund dafür ist trotz Intensiver
Forschung nicht genau bekannt. Vermutlich ist der Grund
für die unbefriedigenden Ergebnisse darin zu suchen, daß
bei Rauhigkeiten der Oberfläche der Materialbahn bei ca. 2
bis 4 µm bei Papier trotz des Umschlags von einer
laminaren in eine turbulente Grenzschicht eine dünne
laminare sogenannte Restgrenzschicht quasi als in die
aufgrund der Rauhigkeit vorhandenen Unebenheiten der
Oberfläche der Materialbahn eingebettet liegenden
Luftfüllungen erhalten bleibt, so daß der Wärme- als auch
der Stofftransport behindert wird.
Diese sogenannte Grenzschichtrakel kann nicht nur bei
Trocknern in Druckmaschinen, sondern prinzipiell auch bei
allen anderen Einsatzgebieten Verwendung finden.
Gleichwohl bleibt der Wirkungsgrad nach wie vor schlecht.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine
gattungsgemäße Vorrichtung so auszubilden, daß
Grenzschichten einfacher und mit erheblich besserem
Wirkungsgrad abgelöst werden können.
Diese Aufgabe wird bei einer gattungsgemäßen Vorrichtung
gemäß dem Oberbegriff des Hauptanspruches erfindungsgemäß
durch dessen kennzeichnende Merkmale gelöst.
Bei der erfindungsgemäßen Lösung wird also eine
Korona-Aufladeelektrode verwendet, bei der sich - im
elektrischen Feld von Gegenelektrode zur
Korona-Aufladungselektrode - von der Materialbahn bis zur
Korona-Aufladeelektrode im Sinne einer harten
Korona-Aufladung mit durch diese fließendem Gleichstrom
ein Plasmakanal gebildet, mit welchem Ladung, nämlich
Elektronen von der Oberfläche der Materialbahn zu der
Korona-Elektrode geleitet wird, die zumindest eine,
vorzugsweise jedoch eine Vielzahl von auf die eine Seite
in Richtung auf die Oberfläche der Materialbahn gerichtete
Spitzen aufweist. Hierbei kommt es zur Stoßionisation der
Elektronen im Plasmakanal mit Gasmolekülen in der
umgebenden Atmosphäre, so daß dieses Molekül ionisiert
wird. Nach einer - nicht gesicherten - Modellvorstellung
wird hierbei sowohl durch den Stoßimpuls des Elektrons auf
das Gasmolekül in Richtung von der Oberfläche der
Materialbahn weg einerseits, sowie die nunmehr auf das
ionisierte Gasmolekül einwirkende elektrostatische Kraft
im elektrostatischen Feld andererseits ein Stofftransport
in Richtung auf die Korona-Aufladeelektrode erfolgt. Die
Bewegungsrichtung ist, wie bereits erwähnt, quer zur
Strömungsrichtung der Grenzschicht der Materialbahn. Durch
diesen sogenannten Ionenwind wird der Umschlag von der
laminaren in die turbulente Strömung der Grenzschicht auch
unterhalb der kritischen Reynoldszahl bewirkt. Es ist
bekannt, daß oberhalb einer Reynoldszahl von 3 × 10⁶
spontan eine teilweise turbulente Grenzschicht entsteht.
Diese turbulente Strömung der Grenzschicht weist aber eine
größere Dicke als jene der laminaren auf und wechselwirkt
daher einfacher mit makroskopischen Beeinflussungen, z. B.
anderen aufgeprägten oder aufgebrachten Luftströmungen,
beispielsweise von der Grenzschichtrakel.
Außerdem entstehen bei der turbulenten Strömung
wirbelbereiche mit Bewegungsrichtungen und Beträgen der
Geschwindigkeit, die gegenüber jener der Transportrichtung
der Materialbahn entgegengesetzt und dem Betrage nach etwa
gleichgroß sind, so daß sich in diesen quasi rückwärts
verlaufenden Wirbel keine oder nur eine geringe
Relativgeschwindigkeit zur Materialbahn ergibt, welche den
Austritt von Lösungsmittel und/oder Wasser erheblich
erleichtert.
Überraschenderweise hat sich aber herausgestellt, daß der
vor stehend beschriebene sogenannte Ionenwind auch bei
umgekehrter Polarität in der Lage ist, den Umschlag der
laminaren in eine turbulente Strömung der Grenzschicht zu
bewirken. In Verbindung mit einem Raster der Spitzen der
Elektroden der Korona-Aufladeelektrode von 5 mm konnte
beobachtet werden, daß bei negativer Aufladung der
Oberfläche der einen Seite der Materialbahn, also bei
einem Elektronentransport von der Korona-
Aufladungselektrode zur Oberfläche der einen Seite der
Materialbahn der Umschlag bei deutlich höherem
Ladungstransport, welcher dem durch die Korona-Auf
ladungselektrode fließenden Strom entspricht, als bei an
positiver Hochspannung angeschlossener Korona-Aufladungs
elektrode erfolgte. Eine Modellvorstellung für dieses
Verhalten existiert nicht. Eine Vermutung geht aber dahin,
daß möglicherweise schon aufgrund der in Form des
elektrostatischen Feldes eingebrachten Energie der
kälteren, eingangs erwähnten Restgrenzschicht, die man
sich als flüssigkeitsartig in die Rauhigkeit der
Oberfläche der einen Seite der Materialbahn eingebettet
vorstellen kann, in die daran angrenzende laminare
Strömung der Grenzschicht bewegt wird, oder aber sich
aufgrund eines teilelastisch reflektierten Impulses an der
Oberfläche der einen weite der Materialbahn erklären kann.
In jedem Falle ist es umso überraschender, daß der mit der
erfindungsgemäßen Vorrichtung angestrebte Effekt, den
Umschlag der Strömung der gasförmigen laminaren
Grenzschicht in eine turbulente Strömung gleichwohl auch
bei entgegengesetzter Polarität zu erreichen.
Es ist also nach Lehre der Erfindung in einfachster Weise
auf der einen Seite der Materialbahn eine mit zumindest
einer länglichen Spitze versehene, an eine positive oder
negative Hochspannungsquelle anschließbare
Korona-Aufladeelektrode (oder mehrere hiervon) vorzusehen,
wobei auf der anderen Seite der Materialbahn dann eine der
Korona-Aufladungselektrode zuzuordnenden und an die
Hochspannungsquelle jeweils anderer Polarität oder an
Masse anschließbare Gegenelektrode anzuordnen ist. Auf der
Seite, auf der die Korona-Aufladungselektrode vorgesehen
wird, erfolgt der Umschlag in die turbulente Strömung. Die
Höhe der Hochspannung und das Abstandsraster der
länglichen Spitzen der Einzelelektroden der
Korona-Aufladungselektrode muß in Abhängigkeit von dem
jeweiligen Zweck, also Geschwindigkeit und Temperatur der
Materialbahn eingestellt werden.
Bei einem Versuch in einem Trockner einer Druckmaschine
war am Auslauf desselben bei wirksamer aktiver
Korona-Elektrode mit einem durch sie fließenden Strom von
ca. 0,5 mA pro Längeneinheit von einem Meter eine
kontinuierliche, sichtbare Dampfentwicklung von Lösemittel
aus der Oberfläche der einen Seite der Materialbahn zu
beobachten. Dies beweist, daß die Dampfdruckdifferenz
während des Durchlaufs der Materialbahn durch den Trockner
trotz ausreichend hoher Temperatur der Materialbahn nicht
in der Lage war, das Lösungsmittel vollständig
auszutreiben, d. h. die Materialbahn vollständig zu
trocknen. Die restlichen Lösungsmittel wurden erst durch
die erfindungsgemäß bewirkte Ablösung der Grenzschicht
über die Korona-Aufladung mit einem Plasmakanal, also bei
Gleichstrom und Gleichspannung ausgetrieben. Zu bemerken
ist, daß die Korona-Aufladungselektrode mit einer
elektrischen Leistung von ca. 15 W pro Breiteneinheit der
Materialbahn von einem Meter eine um ein Vielfaches
geringere Leistung benötigt als eine -entsprechend
ausgebildete Blasdüse von bis zu 50 kW/m, ganz abgesehen
von der darin noch nicht berücksichtigten Heizleistung.
Der überraschend hohe Wirkungsgrad der erfindungsgemäßen
Vorrichtung dürfte wohl darin gründen, daß die Elektronen,
welche sich von jeder Stelle der Oberfläche der einen
Seite der Materialbahn unter dem Einfluß der hohen
elektrischen Feldstärke zwischen beiden Elektroden
ablösen, einen Stofftransport erzeugen, der unmittelbar an
der Oberfläche der einen Seite der Materialbahn ansetzt,
und dies auch bei sehr rauhen Oberflächen. Offenbar wird
im Gegensatz zu der Wirkung der bekannten
Grenzschichtrakel, die nur die laminare Grenzschicht
ablöst, mit der Erfindung darüber hinaus die
Restgrenzschicht außerdem im Sinne einer nachfolgend
totale Turbulenz genannten Wirkung abgelöst und damit der
bestmögliche Wärmeübergang bei maximalem Stoffübergang in
Verbindung mit der Trocknung schnell bewegter
Materialbahnen bewirkt. Außerdem wird durch den
verbesserten Wärmeübergang der Wirkungsgrad der zum
Aufheizen der Materialbahn erzeugten Heißluft erhöht. Die
Baulänge des Trockners kann darüber hinaus verkürzt
werden. Infolge des verbesserten Stoffübergangs sind
generell niedrigere Temperaturen der Materialbahn möglich,
was auch für den Wasserhaushalt von Papier von großer
Bedeutung ist. Weiterhin kann die Menge an Umluft
reduziert werden, da jener Anteil für die Funktion des
beim Stande der Technik notwendigen Grenzschichtrakels
entfällt. Schließlich kann die zum Austreiben des
Lösungsmittels benötigte Baulänge verkürzt werden, wobei
insbesondere beträchtliche Einsparungen an Energie
erzielbar sind.
In zweckmäßiger Ausgestaltung der Erfindung bildet die
Verbindungslinie von der Korona-Aufladungselektrode zu der
Gegenelektrode mit der Transportrichtung einen stumpfen
Winkel. Hierdurch bedingt wird der Winkel des
resultierenden Impulses auf die Gasmoleküle mit Bezug auf
die Transportrichtung größer, wodurch sich schneller der
Umschlag von der laminaren in die turbulente Strömung der
Grenzschicht und zugleich deren größere Dicke ergibt, so
daß ein besserer makroskopischer Angriff von Blas- und/oder
Saugströmungen möglich ist.
Von besonderem Vorteil ist es, bei einigen
Ausführungsformen in Transportrichtung hinter dem ersten
Paar aus Korona-Aufladungselektrode sowie Gegenelektrode
zumindest ein weiteres Paar aus je einer jeweils auf der
anderen Seite der Materialbahn anzuordnenden
Gegenelektrode bzw. Korona-Aufladeelektrode vorzusehen.
Somit können in Transportrichtung auf der einen Seite
hintereinander sich Korona-Aufladeelektroden mit
Gegenelektroden und auf der anderen Seite der Materialbahn
entgegengesetzt in Transportrichtung jeweils abwechseln,
so daß an einander abwechselnden Stellen der Ober- und der
Unterseite der Materialbahn die Grenzschicht abgelöst
wird. Wird statt dessen anstelle der passiven
Gegenelektrode eine aktive Gegenelektrode mit länglichen
Spitzen, aber an entgegengesetzter Polarität wie die
Korona-Aufladungselektrode angeschlossen, so kann an ein
und derselben Stelle sowohl an der Ober- als auch der
Unterseite der Materialbahn die Grenzschicht abgelöst
werden.
Hinter jeder Störung, beispielsweise Führungs- und/oder
Umlenkwalzen der Materialbahn über deren gesamte Breite
ist eine laminare Strömung nicht mehr vorhanden. Sie baut
sich erst mit zunehmenden Abstand in Transportrichtung der
Materialbahn erst zu ihrer im wesentlichen konstanten
Dicke wieder auf. Um diese Strecke des Aufbaus zu
verkürzen, kann es bei manchen Anwendungszwecken
zweckmäßig sein, diesem Aufbau der laminaren Strömung der
Grenzschicht zunächst zum Aufbau zu verhelfen, um dann die
erfindungsgemäße Vorrichtung früher mit größerem
Wirkungsgrad einsetzen zu können. Hierzu kann es
zweckmäßig sein, hinter der Störungsstelle der
Materialbahn über deren gesamte Breite eine laminare
Strömung aus Gas oder einem Gasgemisch in
Transportrichtung der Materialbahn zuzusetzen.
Zusätzlich zu dem Umschlag der laminaren in eine
turbulente Grenzströmung kann es von Vorteil sein, im
Abstand in Transportrichtung der Materialbahn hinter dem
Paar aus Korona-Aufladungselektrode und Gegenelektrode an
sich bekannte Blas- und/oder Saugdüsen vorzusehen, um die
das Lösungsmittel und/oder ausgetriebenes Wasser mit sich
führende turbulente Strömung zu entfernen. Hierbei kann es
auch zweckmäßig sein, in Transportrichtung hinter der bzw.
den Blas- und/oder Saugdüsen eine Eintrittsöffnung für die
Materialbahn in eine Vakuumkammer vorzusehen, in der sich
entweder keine laminare Grenzströmung oder nur eine von
solch geringer Dicke ausbilden kann, daß der Dampfdruck
des Lösungsmittels oder Wassers in der Oberfläche der
einen Seite der Materialbahn oder deren Restgrenzschicht
gegenüber Vakuum ausreichend groß ist, um einen
ungehinderten Stofftransport in das Vakuum zu gestatten.
Weitere zweckmäßige Ausgestaltungen und Weiterbildungen
der Erfindung sind in den Unteransprüchen gekennzeichnet.
Mit ganz besonderem Vorteil ist die Verwendung einer
erfindungsgemäßen Vorrichtung bei Druckmaschinen,
vorzugsweise Rollenoffset-, Tiefdruck- und
Flexodruckmaschinen zweckmäßig, insbesondere bei den dort
eingesetzten Trocknern mit Heizeinrichtungen. Auch beim
Auflaufen der Materialbahn auf Kühlwalzen kann die
zwischen dieser und der Materialbahn miteingeschlossene
Grenzschicht beim Kühlen hinderlich sein, so daß auch dort
mit Vorteil die erfindungsgemäße Vorrichtung verwendet
werden kann. Außerdem ist an manchen Führungs- und/oder
Umlenkwalzen von schnellaufenden Materialbahnen sichtbar,
daß diese dort quer zu ihrer Transportrichtung "schwimmt".
Dieser Effekt dürfte ebenfalls auf die dazwischen
vorhandene laminare Grenzschicht zurückzuführen sein, nach
deren Ablösung eine sehr genaue und präzise Führung und
Umlenkung erfolgen kann.
Ein zweckmäßiges Ausführungsbeispiel der Erfindung wird
nachfolgend unter Bezugnahme auf die Zeichnung näher
erläutert, deren Fig. 1 einen schematischen Querschnitt
durch eine erfindungsgemäße Vorrichtung mit
dazwischenliegender bewegter Materialbahn, in teilweise
abgebrochener Darstellung zeigt.
In Fig. 1 ist mit 5 die Materialbahn bezeichnet, die in
Transportrichtung 6 gem. Richtungspfeil bewegt ist, und
zwar schematisch mit 7 und 8 bezeichneten Führungsrollen,
die sich rechtwinklig zur Transportrichtung 6 erstrecken
und auf der Oberfläche 9 der einen Seite 10 und der
Oberfläche 11 der anderen Seite 12 der Materialbahn 5
befinden. Der prinzipielle Aufbau der laminaren
Grenzschicht ist auf der einen Seite 9 der Materialbahn 5
dargestellt. Hinter der als Störungsstelle wirkenden
Führungsrolle 7 baut sich in Abschnitt 13 mit zunehmender
Dicke eine gasförmige Grenzschicht auf, die im Bereich 14
eine bestimmte Dicke 15 aufweist. Auf derselben einen
Seite ist eine mit zumindest einer, vorzugsweise aber
einer Vielzahl von zueinander parallelen mit Spitzen 16
versehene Korona-Aufladungselektrode 16 vorgesehen, die an
eine positive Hochspannungsquelle +U als gleich
spannungsquelle angeschlossen ist. Auf der anderen Seite
12 der Materialbahn 5 ist eine ihr zugeordnete, flächige
Gegenelektrode 18 angeordnet, die sich ebenfalls quer,
vorzugsweise rechtwinklig zur Transportrichtung 6 aber
parallel zur Oberfläche 10, 12 der Materialbahn über deren
gesamte Breite erstreckt, die an die negative
Hochspannungsquelle -U angeschlossen ist.
Es wird hierbei die Korona-Aufladungselektrode so
ausgebildet und angeordnet und an eine solche Spannung
angeschlossen, daß sie als harte Korona-Aufladung einen
konstanten Korona-Aufladungsstrom i aufweist, der durch
sie hindurchfließt. Aufgrund dessen werden von der
Oberfläche 9 der einen Seite 10 Elektronen 20 längs der
Feldlinie 21 zu der Korona-Aufladungselektrode 17
transportiert.
Bei ihrer Wanderung in Richtung auf die
Korona-Aufladeelektrode 17 treffen die Elektronen 20
Gasmoleküle 22, die infolge ihres Zusammenstoßes mit den
Elektronen zum einen einen Bewegungsimpuls in Richtung auf
die Korona-Aufladungselektrode 17 erhalten, andererseits
selbst ionisiert werden. Infolge der Ionisation wandern
die ionisierten Gasmoleküle 22 längs der elektrostatischen
Feldlinien 21 in Richtung auf die Spitze 16 der
Korona-Aufladeelektrode 17. Beide Effekte überlagern sich
und bewirken im Bereich 14 der laminaren
Grenzschichtströmung einen Umschlag in eine turbulente
Strömung im Bereich 23. Dort bilden sich schematisch mit
24 bezeichnete Wirbel, die in ihrem Bereich nahe der
Oberfläche 9 der einen Seite 10 eine bezüglich der
Transportrichtung 6 der Materialbahn 5 entgegengesetzte
Geschwindigkeitskomponente aufweisen, also eine kleinere
Relativgeschwindigkeit im Bereich der Oberfläche 9 als im
Bereich 14 der laminaren Strömung der Grenzschicht, so daß
von dort offenbar einerseits leichter ein Stofftransport
aus den Unebenheiten der Oberfläche 9 der einen Seite 10
der Materialbahn 5 heraus erfolgen kann und durch die von
der Materialbahn weggerichteten Komponente der Wirbel 24
einen guten Stofftransport in Richtung von der Oberfläche
9 weg zuläßt.
Claims (19)
1. Vorrichtung zum Ablösen der gasförmigen, laminaren
Grenzschicht (14) von zumindest einer der beiden Seiten
(10, 12) einer in Transportrichtung (6) bewegten,
vorzugsweise schnellaufenden Materialbahn (5), z. B. aus
Papier, gekennzeichnet durch zumindest eine mit zumindest
einer länglichen Spitze (16) versehenen, eine positive
(+U) oder negative Hochspannungsquelle anschließbare
Korona-Aufladungselektrode (17) und durch zumindest eine
dieser zuzuordnenden und an einen negative (-U) bzw.
positive Hochspannung oder Masse anschließbare
Gegenelektrode (18), wobei die Korona-Aufladungselektrode
(17), auf der die abzulösende Grenzschicht (14)
aufweisenden einen Seite (10) der Materialbahn (5) und die
zuzuordnende Gegenelektrode (18) auf der anderen Seite
(12) anzuordnen sind.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die Korona-Aufladungselektrode (17) eine Vielzahl von
auf der einen Seite der Materialbahn (5) anzuordnende
Spitzen (16) aufweist, die in Richtung auf die andere
Seite (12) der Materialbahn ausrichtbar sind.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch
gekennzeichnet, daß die Spitzen (16) der
Korona-Aufladungselektrode (17) zueinander im wesentlichen
parallel ausrichtbar sind.
4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß die zueinander parallelen länglichen
Spitzen (16) der Korona-Aufladungselektrode (17) in einer
Ebene liegen, die sowohl quer zur Materialbahn (5) als
auch quer zur Transportrichtung (6) der Materialbahn
ausrichtbar sind.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß die Gegenelektrode (18) und die
Korona-Aufladungselektrode (17) im wesentlichen
spiegelsymmetrisch zueinander bezüglich der Materialbahn
(5) anzuordnen ist.
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß die Verbindungslinie von der
Korona-Aufladungselektrode (17) zu der Gegenelektrode (18)
mit der Transportrichtung einen stumpfen Winkel bildet.
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch
gekennzeichnet, daß die Gegenelektrode (18) flächig
ausgebildet ist.
8. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet,
daß die Flächennormale der flächigen Gegenelektrode (18)
winklig, vorzugsweise rechtwinklig zur Transportrichtung
(6) ausgebildet ist.
9. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch
gekennzeichnet, daß in Transportrichtung (6) hinter dem
ersten Paar (17, 18) aus Korona-Aufladungselektrode (17)
und Gegenelektrode (18) zumindest ein weiteres Paar aus je
einer jeweils auf der anderen Seite der Materialbahn (5)
anzuordnenden Gegenelektrode bzw. Korona-Auf
ladungselektrode versehbar ist.
10. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch
gekennzeichnet, daß hinter einer Störungsstelle (7, 8) der
Materialbahn (5) über deren gesamte Breite eine laminare
Strömung aus Gas oder einem Gasgemisch in
Transportrichtung (6) zusetzbar ist.
11. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 10,
dadurch gekennzeichnet, daß hinter einer Störungsstelle
(7, 8) der Materialbahn (5) auf der die abzulösende
Grenzschicht (14) aufweisenden einen Seite (10) der
Materialbahn (5) elektrische Ladung der einen Polarität
aufgebracht wird und daß in Transportrichtung (6) als
nächste Elektrode dahinter auf der selben Seite (10) der
Materialbahn (5) die Korona-Aufladungselektrode (17)
vorgesehen ist, die an eine Spannungsquelle der anderen
Polarität anschließbar ist.
12. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 11,
dadurch gekennzeichnet, daß im Abstand in
Transportrichtung (6) der Materialbahn (5) hinter dem Paar
(17, 18) aus Korona-Aufladungselektroden (17) und der
Gegenelektrode (18) an sich bekannte Blas- und/oder
Saugdüsen vorsehbar ist.
13. Vorrichtung nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet,
daß in Transportrichtung (6) hinter der Blas- und/oder
Saugdüse eine Eintrittsrichtung für die Materialbahn (5)
in eine Vakuumkammer vorgesehen ist.
14. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet,
daß die flächige Gegenelektrode als passive Elektrode und
zugleich als Blasdüse ausgebildet ist.
15. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die Gegenelektrode als ebenfalls Längliche Spitzen
aufweisende, aktive Korona-Aufladungselektrode
ausgebildet ist.
16. Verwendung einer Vorrichtung nach einem der Ansprüche
1 bis 15 bei Druckmaschinen, vorzugsweise Rollenoffset-,
Tiefdruck- und Flexodruckmaschinen.
17. Verwendung nach Anspruch 16 in einem Trockner mit
Heizeinrichtungen.
18. Verwendung nach Anspruch 16 beim Auflaufen der
Materialbahn (5) auf Kühlwalzen.
19. Verwendung nach Anspruch 16 vor Führungs- und/oder
Umlenkwalzen (7, 8) zum Stabilisieren der schwimmenden
Materialbahn (5).
Priority Applications (9)
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