-
Das
Verfahren betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Milch mit hohem
Melatoningehalt und daraus erhältliche
Milcherzeugnisse.
-
Das
Hauptsekretionsprodukt der Epiphyse oder Zirbeldrüse ist das
1958 von Lerner gefundene Indolamin Melatonin, das über Serotonin
aus der Aminosäure
Tryptophan entsteht. In den Folgejahren wurden die Wirkungen von
Melatonin untersucht. Durch orale Verabreichung von Melatonin konnten
positive Wirkungen erzielt werden, so dass viele Verwendungsmöglichkeiten
in der Humanmedizin und im Bereich der Nahrungsergänzung entwickelt
worden sind. Allerdings muss hierzu synthetisches Melatonin aus
pharmazeutischer Herkunft verwendet werden, da Melatonin aus bislang
natürlichen
Quellen nicht in ausreichendem Maße verfügbar war.
-
Melatonin
ist ein hydrophiles Aminosäurenderivat.
Es wirkt im Körper
als Hormon und Antioxidans. Zahlreiche neurobiologische Funktionen
wurden inzwischen beim Menschen festgestellt, wie z.B. als "Anti-Aging-Mittel", Radikalfänger, Regulator
der circadianen Uhr und endogenen Induktion von Schlaf, sowie ein Einfluss
auf die Reproduktion, das Immunsystem, die Körpertemperatur und die Hirnaktivität. Das Hormon
Melatonin wird beim Menschen wie auch bei den Säugetieren von der Zirbeldrüse ausgeschüttet. Bei
der Synthese wird die Aminosäure
Tryptophan decarboxyliert und hydroxyliert. Aus dem so entstandenen
Serotonin wird durch N-Acetylierung
und Methylierung Melatonin (= N-Acetyl-5-methoxyltryptamin).
-
Die
Verwendung von mit Melatonin angereicherter Milch oder Milcherzeugnissen
daraus gegen den zunehmend absinkenden Melatoninspiegel im Alter
wäre z.B.
vom wissenschaftlichen Standpunkt aus ein logisches Konzept. Der
Melatonintagesspiegel im Blut liegt bei etwa 20 bis 70 pg/ml bei
jungen Menschen (20–30
Jahre). Er steigt nachts auf ca. 125 pg/ml an. Dieser Konzentrationsbereich
wäre der
nach Konsum von Milch oder Milchpulver zu erreichende. Bei oraler
Aufnahme unterliegt Melatonin jedoch einem relativ hohen First-pass
Mechanismus, d.h. etwa 30% werden von der Leber direkt verstoffwechselt
und ausgeschieden und treten daher nicht als wirksamer Spiegel im
Blut auf. Es müsste
also eine um 30% höhere
Menge oral zugeführt werden,
um die gewünschte
Zielkonzentration zu erreichen.
-
Melatonin
aus natürlichen
Quellen steht bis heute nur begrenzt zur Verfügung. Bisher wurden geringste
Konzentrationen in wenigen Pflanzenarten gefunden. Es gibt jedoch
keine Verfahren zur systematischen Gewinnung und kein natürliches
Depot zur Aufbewahrung von melatoninreichen Lebensmitteln. Untersuchungen
und Forschungen über
die medizinische Wirksamkeit und biologische Verfügbarkeit
von natürlich
hergestelltem Melatonin wurden bisher nicht veröffentlicht. Inwieweit natürlich gewonnenes
sich von dem pharmazeutisch produzierten Melatonin hinsichtlich
seiner biologischen Wirkung und Verfügbarkeit unterscheidet, ist bisher
nicht hinreichend untersucht worden.
-
Es
ist bekannt, dass Melatonin im Blutplasma von Menschen und Säugetieren
in Spuren vorkommt und ständig
reproduziert wird. An Blutplasma gebundenes Melatonin eignet sich
jedoch nicht für
eine Verwendung in der Humanmedizin bzw. als Nahrungs- oder Nahrungsergänzungsmittel.
-
Hingegen
eignet sich für
die Gewinnung von natürlichem
Melatonin ein mit Hilfe von Blut im Körper von verschiedenen Säugetieren
hergestelltes und allgemein bekanntes Lebensmittel, nämlich Milch.
Das Melatonin ist dabei insbesondere an das Milcheiweiß gebunden.
-
Für den Menschen
ist bekannt, dass der Wechsel von Lichtbestrahlung für die Steuerung
des Tageszeit- und Jahreszeit-bezogenen Verhaltens bedeutsam ist.
Die Hell/Dunkel-Zyklen steuern viele Verhaltensweisen des Menschen,
einschließlich
Winterdepression, Schlaf-/Wach-Rhythmen, Körpertemperatur, Hirnaktivitäten, subjektiver
Wachsamkeit und Leistungsfähigkeit.
Diese beim Menschen bekannten Einflüsse gelten weitgehend auch
für Säugetiere.
-
Alle
Tiere sind dem rhythmischen Wechsel von Tag und Nacht angepasst.
So genannte innere Uhren steuern alle wichtigen Lebensfunktionen
wie den Stoffwechsel, die Körpertemperatur,
das Hormon- und Immunsystem sowie das Verhalten im tagesperiodischen
Wechsel. Der 24-Stunden-Rhythmus dieses inneren Schrittmachers wird
allerdings nicht von externen Zeitinformationen gesteuert. Dieses
sogenannte circadiane System funktioniert auch in Abwesenheit von äußeren Faktoren,
entspricht aber nicht exakt einem Tag. Der Ausdruck circadian leitet
sich von den lateinischen Ausdrücken "circa" (ungefähr) und "dies" (Tag) ab.
-
Die
Synchronisation des internen Schrittmachers mit dem externen Tag-Nacht-Rhythmus geschieht über Zeitgeber,
externe Stimuli, welche Informationen über die Tageszeit an den Körper vermitteln.
Der wichtigste Zeitgeber für
Säugetiere
ist das Licht. Aber auch Faktoren wie Temperatur, Aktivität und soziale
Interaktion können
den circadianen Rhythmus verschieben. Es gibt viele Hinweise darauf,
dass das circadiane System bei Säugetieren
durch Licht ausschließlich über die
Retina synchronisierbar ist, wobei Informationen über die
Lichtverhältnisse
im wesentlichen über
retinale Photorezeptoren erhalten werden.
-
Die
heute üblichen
Haltungsverfahren für
laktierende Säugetiere
sehen vor, dass sich die Tiere frei bewegen dürfen und sowohl tagsüber wie
auch nachts ihre Liege-Fress-
und Melkplätze
frei aufsuchen können. Die
Haltungsräume
sind nachts mit meist weißfarbigen
Notbeleuchtungen ausgestattet, damit die Tiere Freund und Feind
unterscheiden und ihre gewünschten
Ziele finden können.
Solche herkömmlichen
Beleuchtungssysteme reduzieren die Produktion von Melatonin in der
Nacht.
-
In
der WO 01/01784 wird ein Verfahren zur Herstellung melatoninreicher
Milch beschrieben, bei dem der Tagesrhythmus von Säugetieren
in eine helle und eine dunkle Periode unterteilt wird und die Tiere
am Ende der dunklen Phase gemolken werden. Die Lichtmenge während der
dunklen Periode ist dabei bevorzugt unter 40 lux. Auch in der GB-A-2387099
wird ein Verfahren zur Herstellung melatoninreicher Milch beschrieben,
bei dem der Tagesrhythmus von Säugetieren
in eine helle und eine dunkle Periode unterteilt wird, wobei die Lichtintensität in der
dunklen Periode 50 lux nicht überschreiten
soll. Auch wurden Versuche durch Verdunkelung und Verwendung von
Schwarzlicht in der dunklen Periode beschrieben.
-
Den
bisher bekannten Verfahren ist gemeinsam, dass in der "dunklen Phase" der Tierhaltung
eine möglichst
geringe Lichtmenge als zwingend angesehen wird. Dies ist aber mit
Schwierigkeiten verbunden, da die Tiere während dieser dunklen Phase
aufgrund des fehlenden oder mangelhaften Lichts sich nur schwer oder überhaupt
nicht orientieren können,
was insbesondere während
des Melkvorgangs nicht praktikabel ist. Der Melatoningehalt der
Milch wird dadurch negativ beeinflusst.
-
Insbesondere
wenn die Tiere in einem Stall und in großer Anzahl gehalten werden,
stellt die fehlende Orientierung ein ernstes Problem dar. Daher
sind die vorstehend beschriebenen Verfahren allenfalls für bäuerliche
Kleinbetriebe geeignet. Für
größere Tierherden
in Freilaufsystemen sind diese Verfahren nach dem Stand der Technik
kaum praktikabel. Eine marktrelevante industrielle Produktion ist
damit kaum möglich.
-
Die
Aufgabe der vorliegenden Erfindung bestand daher in der Bereitstellung
eines Verfahrens zur Herstellung von Milch mit erhöhtem Melatoningehalt,
das den Tieren und auch dem Bedienungspersonal bei Nacht eine ausreichende
Orientierung ermöglicht
und auch für
eine erhöhte
Anzahl von Tieren geeignet ist.
-
Diese
Aufgaben konnten überraschenderweise
durch ein Verfahren zur Herstellung von Milch mit erhöhtem Melatoningehalt
oder Milcherzeugnissen davon gelöst
werden, bei dem der Tagesrhythmus von einem oder mehreren weiblichen
Säugetieren
in eine Tagphase unter einem ersten Lichtregime mit Blaulichtanteil
und in eine Nachtphase unter einem zweiten Lichtregime unterteilt
wird und das oder die Tiere während
der Nachtphase mindestens einmal gemolken werden, um Milch mit erhöhtem Melatoningehalt
zu erhalten, das dadurch gekennzeichnet ist, dass während der
Nachtphase mindestens eine Lichtquelle für das Lichtregime eingesetzt wird,
die Licht im Wellenlängenbereich
von 500 nm oder mehr und im wesentlichen kein Licht im Wellenlängenbereich
unter 500 nm emittiert. Die Lichtquelle emittiert insbesondere Licht
der Farbe gelb, orange, amber oder rot oder einer Mischfarbe davon,
wobei rotes Licht besonders bevorzugt ist.
-
Mit
der hier vorgestellten Erfindung wird ein Verfahren beschrieben,
bei dem unter Einsatz von zweckmäßigen Lichtregimen
der circadiane Rhythmus und die Melatoninsuppression der Tiere so
beeinflusst werden, dass eine Milch mit erhöhtem Melatoningehalt erhalten
wird. Dabei werden die Tiere in der Nachtphase trotzdem unter einem
Lichtregime gehalten, das eine ausreichende Orientierung gewährleistet.
Damit kann das Verfahren auch bei einer größeren Anzahl von Tieren eingesetzt
werden.
-
1 zeigt
eine gemittelte circadiane Wirkungskurve in Abhängigkeit von der Wellenlänge des
Lichts. 2 vergleicht die Wellenlängenabhängigkeit
der photopischen, skotopischen und circadianen Wirkung. Photopisch
bezieht sich auf das Sehen bei normaler Helligkeit. Skotopisch bezieht
sich auf das Sehen in der Dämmerung
oder im Dunkeln. 3 zeigt die Spektralverteilung
einer roten LED.
-
Für die Erzeugung
von mit Melatonin hochangereichertem Milcheiweiß eignen sich alle laktierenden Tiere,
insbesondere weibliche Tiere ausgewählt aus den Säugetierrassen
Schafe, Kühe
und Ziegen. Diese drei Tierarten bieten durch ihre physiologischen
Voraussetzungen ein ideales wirtschaftliches Verhältnis von
Körpergewicht
zu Milchertrag. Sie verfügen über ähnliche
circardiane Rhythmen und Systeme und natürliche Milchdepots (Euter).
Außerdem
verfügen
sie über
weltweit verbreitete Populationen und sind gut verfügbar.
-
Es
werden ein oder mehrere Tiere unter dem erfindungsgemäßen Tagesrhythmus
gehalten, bevorzugt mindestens 10, bevorzugter mindestens 50 oder
100 oder sogar mehr als 200 Tiere. Bevorzugt wird eine laktierende
Tiergruppe dem Rhythmus nach der Erfindung unterworfen. Die Haltung
der ganzen Gruppe unter dem erfindungsgemäßen Tagesrhythmus ist vorteilhaft,
da dadurch kein spezieller Eingriff erforderlich ist, die Tiere
keine ungewohnte Änderung
erfahren und eine bei Absonderung erforderliche unterschiedliche
Haltung der Tiere vermieden werden kann.
-
Wenn
nicht anders angegeben, wird hier unter Licht die in das Auge eintreffende
optische Strahlung, die eine Sehempfindung hervorruft, verstanden,
d.h. Strahlung im Wellenlängenbereich
von 380 bis 780 nm. Die Beleuchtungsstärke wird allgemein als Lichtmenge
definiert, die auf eine Fläche
fällt,
und nicht die Quantität
des Lichts, die auf die Netzhaut auftrifft. Letzteres ist jedoch
für die
circadiane Wirkung des Lichts entscheidend. Nicht die Lichtstärke einer
Lichtquelle in Lux, sondern die Farbe des Lichts und die Wellenlänge der Lichtfarben
sind für
die gewünschte
Wirkung auf das zur Melatoninproduktion wichtige circadiane System wichtig.
-
Als
Lichtquellen werden hier dementsprechend nur solche angesehen, die
im Bereich des sichtbaren Lichts emittieren. Die Spektralverteilung
des von Lichtquellen erzeugten Lichts wird in Emissionsspektren
deutlich, in denen die Intensität
in Abhängigkeit
von der Wellenlänge
wiedergegeben wird. Häufig
wird die relative Intensität
angegeben, wobei der höchste
Wert im untersuchten Spektrum zu 100% gesetzt wird.
-
Die
Menge des Lichts, seine spektrale Zusammensetzung, räumliche
Verteilung sowie Zeitpunkt und Dauer, die für das Sehvermögen von
Säugetieren
erforderlich sind, unterscheiden sich signifikant von Anforderungen,
die sich aus circadianen Funktionsweisen ergeben.
-
Die
Erfindung beruht unter anderem auf der Abhängigkeit der Melatoninsuppression
von der spektralen Zusammensetzung der verwendeten Lichtquelle.
Durch die Erfindung kann eine optimal angepasste Beleuchtung mit
künstlichem
Licht für
eine maximale Melatoninausbeute erreicht werden. Hierfür wurden
die Farbparameter verschiedener Lichtquellen in Bezug auf ihre Wirksamkeit
für die
Melatoninsuppression untersucht.
-
Licht
ist der Primärerreger
für die
Steuerung der Melatoninbildung. Der Einsatz von ausgewählten Lichtquellen
zur zielgerichteten Wirkung auf circadiane Funktionen ergibt eine
durch unterschiedliche Lichtregime gesteuerte Unterdrückung oder
Stimulierung der Melatoninsekretion durch die Zirbeldrüse und demzufolge
eine erhöhte
Melatoninkonzentration im Blutplasma. Der Melatoningehalt im Blutplasma
korreliert, etwas unterschiedlich und zeitversetzt, mit der Melatoninkonzentration
der Milch.
-
Es
wird eine neue Art und Kombination von Lichtquellen und -farben
eingesetzt, da die Quantität
der Lichtquelle, das Spektrum der Lichtfarben und deren Wellenlänge, die
räumliche
Verteilung und der Zeitpunkt und die Dauer der Lichteinwirkung für die circadiane
Beeinflussung der Tiere völlig
anders sind als die, die für das
gewöhnliche
Sehen wichtig sind. Es wurde festgestellt, dass es zur Beeinflussung
des Melatoninspiegels im Blut von Säugetieren gut und schlecht
geeignetes Licht gibt. Die gefundenen Lichtsysteme sind geeignet, sowohl
photopische als auch circadiane Effekte von Licht zur Melatoninsuppression
präzise
zu steuern.
-
Die
Anpassung der physiologisch-psychologischen Prozesse des Körpers an
die zeitlichen Umweltbedingungen erfolgt durch die innere Uhr. Bei
Ausschaltung von Zeitgebern läuft
die innere Uhr frei. So dauert z.B. bei völliger Dunkelheit die freilaufende
circadiane Periode des Menschen im Mittel 10 min bis 20 min länger als
der 24-Stunden-Tag. Störungen
der Synchronisation der inneren Uhr und daraus resultierender fehlender
Tagesrhythmik sind für
die Melatoninproduktion hochwirksam im negativen Sinne. Die Anpassung
der circadianen Tagesperiodik an den aktuellen Tages-Nachtrhythmus
erfolgt durch das retinal absorbierte Licht und den Mechanismus
der Melatoninsuppression.
-
Nicht
die Beleuchtungsstärke
einer Lichtquelle gemessen in Lux, sondern die spektrale Abhängigkeit ist
für die
Melatoninsuppression entscheidend. Es stellte sich heraus, dass
die spektrale Empfindlichkeit der circadianen Photorezeptoren sich
im Vergleich zur Hellempfindlichkeitskurve für das Tagessehen vor allem vom
kurzwelligen Bereich des sichtbaren Spektrums beeinflussen lassen.
Daraus resultiert, dass z.B. Blauanteile des Lichtes bei der Steuerung
des circadianen Systems wirksamer sind als andere Spektralfarben.
-
Folglich
ist unter dem Gesichtspunkt der höchstmöglichen Effizienz der Melatoninproduktion
die spektrale Empfindlichkeit, d.h. die Abhängigkeit der Effizienz von
der Wellenlänge,
von großer
Bedeutung. Es ist dabei zwischen der photopischen bzw. scotopischen
Wirkung und der circadianen Wirkung, also der Wirkung auf die Melatoninproduktion,
des Lichts zu unterscheiden.
-
In 1 ist
eine circadiane Wirkungskurve in Abhängigkeit von der Wellenlänge des
Lichts gezeigt. 2 zeigt Empfindlichkeitskurven
für die
photopische, scotopische und circadiane Wirkung in Abhängigkeit von
der Wellenlänge.
-
Photopische
und circadiane Lichtausbeuten unterscheiden sich je nach Art der
gewählten
Lichtquelle gravierend. Die Bemessung der Lichtausbeute in Lux oder
Lumen pro Watt ist deshalb nicht geeignet zur Beurteilung der Melatoninsuppression.
Die maximale Wirksamkeit der Melatoninsuppression erfolgt bei Licht
in Wellenlängen
von ca. 450 bis 470 nm. Diese Wellenlängen sind im Spektralfarbenbereich
des Sonnenlichts enthalten und in der künstlichen Lichtfarbe „blau" vorhanden. Die photopische
und circadiane Wirkung verschiedener Lichtquellen ist in nachfolgender
Tabelle beispielhaft wiedergegeben.
-
-
Die
photopische Lichtausbeute, bezogen auf eine Leuchtstofflampe mit
3000 K (Kelvin), beträgt
bei einer LED in der Spektralfarbe rot 44, bei der LED in der Farbe
blau hingegen 11. Die circadiane Lichtausbeute, bezogen auf eine
Leuchtstofflampe mit 3000 K, beträgt bei der LED in der Farbe
rot 2, bei einer LED in der Farbe blau hingegen 681.
-
Für den Melatoningehalt
ist nur relevant, dass farbige Lichtquellen mit maximaler Lichtausbeute
im kurzwelligen Bereich die circadiane Wirkung maximieren und farbige
Lichtquellen im langwelligen Bereich diese minimieren. Beispielsweise
haben eine blaue LED (Maximum ca. 460 nm) und eine rote LED (Maximum
ca. 630 nm) etwa die gleiche photopische Beleuchtungsstärke. Die
circardiane Lichtausbeute dieser beiden Farben unterscheidet sich
aber ungefähr
im Verhältnis
1200:1.
-
Das
Verhältnis
der relativen circadianen zu photopischen Lichtausbeuten bezogen
auf eine Leuchtstofflampe mit 3000 K, erreicht bei einer LED in
der Farbe rot die höchstmögliche Effizienz
zur Förderung
der Melatoninbildung. Einen abgeschwächte, aber hinreichende Wirkung
erreicht man mit einer LED in den Farben amber, orange oder gelb
bzw. Mischfarben dieser Spektren oder durch den Einsatz einer Natriumdampflampe mit
der Farbe gelb.
-
Die
Tagphase ist eine durch gezielten Lichteinfluss gesteuerte Phase
der maximalen Melatoninsuppression, vorzugsweise tagsüber unter
Ausnutzung der natürlichen
Tageshelligkeit, während
die Nachtphase eine durch gezielten Lichteinfluss gesteuerte Phase
der maximalen Unterdrückung
der Melatoninsuppression ist, vorzugsweise nachts unter Ausnutzung
der natürlichen
Dunkelheit.
-
Demgemäß wird der
Tagesrhythmus der Tiere in eine Tagphase unter einem Lichtregime
und eine Nachtphase unter einem anderen Lichtregime unterteilt.
Insbesondere handelt es sich bei dem Lichtregime der Tagphase um
ein Lichtregime mit Blaulichtanteil. In der Nachtphase weist das
eingesetzte Licht im wesentlichen keinen Blaulichtanteil auf.
-
Die
erfindungsgemäß verwendete
Lichtregime sind hinsichtlich Intensität und zeitlichen Einsatz prinzipiell
beliebig steuerbar. Die jeweiligen Phasen können beliebig verkürzt, verlängert, nach
vorne oder hinten verschoben werden. Allerdings lassen sich circadiane
Rhythmen nur sehr langsam umstellen, da das circadiane System sehr
träge reagiert.
Daher kann es zweckmäßig sein,
den Tagesrhythmus langsam, z.B. in mehreren Stufen, auf den gewünschten
Tagesrhythmus einzustellen und/oder mit der eigentlichen Milchgewinnung mit
erhöhtem
Melatoningehalt erst nach einer Gewöhnungsphase, z.B. einigen Tagen,
zu beginnen.
-
Ungeachtet
zeitlich beliebig steuerbarer Lichteinsätze ist es vorteilhaft, dass
die Tagphase z.B. etwa 8 bis 22 Stunden, zweckmäßigerweise etwa 12 bis 21 Stunden
und bevorzugt etwa 14 bis 20 Stunden dauert. Eine günstige Dauer
beträgt
z.B. etwa 17 Stunden plus/minus 1 Stunde oder mehr. Die Nachtphase
kann z.B. etwa 2 bis 16 Stunden, zweckmäßigerweise etwa 3 bis 12 Stunden
und bevorzugt etwa 4 bis 10 Stunden dauern. Eine besonders günstige Dauer
beträgt
z.B. etwa 6 Stunden plus/minus 1 Stunde oder weniger.
-
Die
Tagphase ist dabei die Phase der Suppression der Melatoninbildung,
während
in der Nachtphase die Suppression unterdrückt wird. Um die tageszeitlichen
Hell- und Dunkelphasen zu nutzen, sollten die Tag- und Nachtphasen
daran orientiert werden. Dies ist aber nicht prinzipiell notwendig,
sondern nur aufgrund praktischer Erwägungen zweckmäßig. Die
Tagphase (Suppressionsphase) könnte
z.B. in die Zeit von ca. 5.00 Uhr bis 22.00 Uhr und die Nachtphase
(Unterdrückung
der Suppressionsphase) in Zeit ab ca. 22.00 Uhr bis ca. 5.00 Uhr
gelegt werden. Selbstverständlich
können
die Phasen aber auch in andere Zeitintervalle gelegt werden.
-
Der Übergang
von einer Phase in die andere Phase sollte jeweils bevorzugt einen
Helligkeits- und Dunkelheitsübergang
simulieren, welcher die natürlichen
Lichtübergänge zu Nacht
und Tag und umgekehrt nachempfindet. Jede Störung der gewohnten Rhythmen
beeinträchtigt
die Melatoninsekretion. Ein solcher Übergang kann z.B. ca. 30 min
bis 1,5 Stunden, bevorzugt ca. 1 h, dauern. Die Übergangszeit kann dann jeweils
zur Hälfte
der Tag- und Nachtphase zugerechnet werden.
-
Die
Tagphase und die Nachtphase sind jeweils durch ein unterschiedliches
Lichtregime gekennzeichnet. Beide Lichtregime können durch künstliches
Licht gesteuert werden; in der Tagphase bietet sich auch der Einsatz
von normalem Sonnenlicht an.
-
In
der Tagphase sind die Tiere insbesondere einem Lichtregime mit Blaulichtanteil
unterstellt, der eine hohe photopische und circadiane Wirkung aufweist.
Blaulicht ist Licht, das im Wellenlängenbereich von ca. 440 bis
490 nm liegt. Eine maximale Melatoninsuppression kann durch Auslauf
der Tiere ins Sonnenlicht oder durch den Einsatz von Lichtquellen
mit hoher circadianer Wirkung erreicht werden. Erfindungsgemäß bevorzugt
werden Vollspektrumlampen (ca. 375–725 nm), welche dem Sonnenlicht
(ca. 290–770
nm) am ähnlichsten
sind und neben dem bekannten Farbenspektrum des Regenbogens wichtiges
UV-Licht beinhalten. Eine mehrstündige,
das Sonnenlicht simulierende Bestrahlung bewirkt ebenfalls eine
maximale Melatoninsuppression durch eine starke Wirkung auf das
circadiane System.
-
Vollspektrumlampen
sind im Handel erhältlich.
Beispiele sind Lichtfarbe 940 Weiß von Osram oder Biolux von
Osram mit der Lichtfarbe 965. Letztere ist bevorzugt, da sie das
Sonnenspektrum annähernd
simuliert. Ähnliche
Vollspektrumlampen werden auch von anderen Herstellern angeboten.
-
Neben
Sonnenlicht und Vollspektrumlampen können auch andere Lichtquellen
eingesetzt werden, die durch hohe circadiane Wirkung die Produktion
von Melatonin unterdrücken.
Möglich
wäre z.B.
der Einsatz von blauem Licht (Wellenlänge ca. 460 nm) oder anderen
Lichtquellen mit Blaulichtanteil, mit denen eine hohe Melatoninsuppression
erreicht wird. Beim Einsatz von Blaulicht ist jedoch die wellenlängenabhängige Gefahr
der thermischen Netzhautgefährdung
zu beachten.
-
Bei
einem Lichtregime durch künstliches
Licht wie Vollspektrumlampen kann die Tagesphase auch beliebig verlängert oder
verkürzt
werden. Die Milchleistung der laktierenden Tiere wird durch Verlängerung
der Helligkeitsphase signifikant erhöht.
-
In
der Nachtphase werden die Tiere unter ein Lichtregime gestellt,
das die Melatoninsuppression unterdrückt und damit die Melatoninbildung
fördert.
Die maximale Unterdrückung
der Melatoninsuppression würde
prinzipiell durch natürliche
Dunkelheit (Fehlen von Licht) erreicht. Allerdings ergibt sich dadurch
der Nachteil, dass eine Orientierung nicht mehr möglich ist.
Vor allem beim Melkvorgang ist dies nicht praktikabel. Zudem bewirkt
die Orientierungslosigkeit Stress bei den Tieren, vor allem wenn
sie in großer
Zahl und in begrenzter Umgebung gehalten werden. Auch dies beeinträchtigt die
Melatoninbildung.
-
Schwarzlichtlampen
sind UV-Lampen (ca. 345–400
nm), welche das circadiane System nur wenig beeinflussen, aber wegen
ihrer geringen photopischen Lichtausbeute für die Nachtphase nicht geeignet
sind, insbesondere in Freilaufsystemen, da mit ihnen wegen der geringen
Belichtungsstärke
keine ausreichende Orientierung erreicht werden kann. Schwarzlichtlampen
können
neben UV-Licht auch sichtbares Licht im Blaubereich emittieren.
-
Es
wurde überraschenderweise
festgestellt, dass diese Nachteile überwunden werden können, wenn zur Überwindung
der Dunkelheit Lichtquellen verwendet werden, die Licht im Wellenlängenbereich
von 500 nm oder mehr emittieren und im Wellenlängenbereich unter 500 nm im
wesentlichen kein Licht emittieren, so dass die Lichtquelle insbesondere
Licht der Farbe gelb, orange, amber oder rot oder einer Mischfarbe
davon emittiert. Die Lichtquelle weist daher im Wellenlängenbereich
des sichtbaren Lichts ein Emissionsspektrum auf, das den höchsten Wert
mit einer relativen Intensität
von 100% bei einer Wellenlänge
von 500 nm oder mehr zeigt.
-
Dass
die Lichtquelle im wesentlichen kein Licht mit einer Wellenlänge unter
500 nm emittiert bedeutet dabei insbesondere, dass im Emissionsspektrum
des sichtbaren Lichts unter 500 nm jeder messbare Wert, falls überhaupt
vorhanden, eine relative Intensität von weniger als 15%, bevorzugt
weniger als 10% und besonders bevorzugt unter 5 bzw. unter 3% aufweist.
Bevorzugt emittiert die eingesetzte Lichtquelle im wesentlichen
kein Licht im Wellenlängenbereich
unter 520 nm und bevorzugter unter 540 nm. Besonders bevorzugt emittiert
die eingesetzte Lichtquelle kein Licht im Wellenlängenbereich
unter 500 nm und insbesondere unter 520 nm und noch bevorzugter
unter 530 nm.
-
Als
Lichtquellen können
z.B. übliche
Lampen, wie z.B. Temperaturstrahler, Kontiniumstrahler, Linienstrahler,
Gasentladungslampen, verwendet werden, die einen Monochromator enthalten,
so dass im wesentlichen kein Licht mit einer Wellenlänge unter
500 nm emittiert wird. Beispiele für Monochromatoren sind Prismas,
Beugungs gitter und optische Filter. Als Filter eignen sich z.B.
Interferenzfilter, Bandpassfilter oder Langpassfilter, die kurzwellige
Bereiche sperren. Solche Filter sind z.B. von Schott erhältlich.
Auf diese Weise können
Rotlichtlampen hergestellt werden. Rotlichtlampen mit einer ausreichenden
Sperrung von Blaulichtanteilen können
in der vorliegenden Erfindung eingesetzt werden.
-
Solche
Lichtquellen, die mit Filtern oder anderen Monochromatoren arbeiten,
besitzen aber auch einige Nachteile. Zum einen werden Wellenlängenbereiche
nicht völlig
abgeschnitten, sondern zunehmend reduziert. Ferner führen Fehler
in der Sperrung zu kleinen Peaks bei anderen Wellenlängen oder
Oberwellen im Durchlassbereich, so dass auch im Bereich unter 500
nm geringe Lichtanteile vorliegen können. So sind Rotlichtlampen
nicht reinfarbig rot, sondern können
zusätzlich
geringe Anteile weitere Spektralfarben beinhalten. Außerdem wird
ein Teil des erzeugten Lichts nicht zur Belichtung verwendet, sondern
herausgefiltert. Dies erhöht
den Energieverbrauch.
-
Es
werden daher bevorzugt Lichtquellen eingesetzt, die keinen Monochromator
erfordern. Dementsprechend werden bevorzugt keine Temperaturstrahler
eingesetzt. Vorzugsweise werden Lumineszenzstrahler als Lichtquelle
verwendet. Lumineszenzstrahler können
sogenannte Linienstrahler oder monochromatische Strahler sein. Beispiele
für Lumineszenzstrahler
sind Gasentladungslampen und Leuchtdioden. Als Lichtquelle wird
daher bevorzugt ein Lumineszenzstrahler verwendet, der im wesentlichen
kein Licht mit einer Wellenlänge unter
500 nm oder gar kein Licht mit einer Wellenlänge unter 500 nm emittiert.
-
Das
Emissionsspektrum der Lichtquelle im Wellenlängenbereich des sichtbaren
Lichts hat vorzugsweise mindestens ein Maximum über 550 nm, bevorzugter mindestens
ein Maximum über
570 nm und noch bevorzugter über
600 nm. Die Lichtquelle hat bevorzugt kein Maximum unter 550 nm,
bevorzugter unter 570 nm und noch bevorzugter unter 600 nm im sichtbaren
Wellenlängenbereich
mit einer relativen Intensität
von mehr als 5%.
-
Es
hat sich gezeigt, dass es in der Nachtphase wichtig ist, Licht zu
verwenden, bei dem Licht mit Wellenlängen von weniger als 500 nm,
besser von weniger 520 nm und noch besser von weniger als 550 nm
minimiert und bevorzugt im wesentlichen vollständig oder ganz vermieden wird.
Dies ist mit Lichtquellen, die ein kontinuierliches Spektrum zeigen,
möglich,
wenn eine geeignete Filterung erfolgt. Lumineszensstrahler, wie LED
und NDL, sind aber bevorzugter, da sie im Gegensatz zu Temperaturstrahlern
ein schmalbandiges Spektrum ausstrahlen und keine Filterung erfordern.
Durch das erfindungsgemäße Verfahren
kann eine bessere Orientierung der Tiere wegen der weit höheren photopischen
Wirkung der eingesetzten Lichtquellen, insbesondere der Lumineszensstrahler,
erreicht werden.
-
Eine
geeignete Lichtquelle ist z.B. eine Natriumdampflampe (NDL). NDL
sind Gasentladungslampen, welche sich durch hohe photopische Lichtausbeuten
auszeichnen und monochromatisches gelbes Licht mit einer Wellenlänge von
etwa 589 bis 590 nm emittieren. Die Beleuchtung mit NDL eignet sich
zur sicheren Erkennung von Objekten und Hindernissen. Das gelbe
Licht soll sich auch weniger anziehend auf Insekten auswirken.
-
Besonders
geeignete Lumineszensstrahler sind Leuchtdioden, die auch als LED
(light emitting diode) bezeichnet werden. LEDs sind sehr effiziente
Lichtquellen. Sie zeigen gewöhnlich
ein relativ schmalbandiges Signal mit einem Maximum im Emissionsspektrum,
wie z.B. in 3 gezeigt. Mit LED-Lampen kann
der gewünschte
Wellenlängenbereich
gezielt eingestellt werden und sie besitzen gleichzeitig eine genügend große photopische
Wirkung, so dass die Tiere sich bei Beleuchtung mit diesen Lichtquellen
gut orientieren können.
-
Als
Lichtquelle für
die Nachtphase werden Lichtquellen ausgewählt, deren circadiane Lichtausbeute gering
ist. Primär
ist die Wahl der richtigen Lichtfarben. Blaue LEDs oder Weißlicht-LEDs
sind wegen des Blaulichtanteils ungeeignet. Ideale Lichtfarben sind
rot, weniger gut, jedoch auch noch möglich sind amber (auch bernsteinfarben
oder "superorange") (z.B. Maximum ca.
612 nm), orange (z.B. Maximum ca. 605 nm) oder gelb (z.B. Maximum
ca. 585 nm) sowie Mischfarben dieser Spektren. Gelbes Licht kann
auch durch eine NDL erzeugt werden. Bevorzugt sind rote Leuchtdioden (z.B.
Maximum ca. 630 nm; einschließlich "Ultrarot" bei einem Maximum
von ca. 660 nm), deren photopische Lichtausbeute trotz minimaler
circadianer Wirkung sehr hoch ist und die sich deshalb für den Nachtbetrieb
ideal eignen. Außerdem
sind LEDs die einzigen Leuchtkörper,
die rotes Licht in Reinfarbe liefern. Solche LEDs sind handelsüblich und überall erhältlich.
-
Beispiele
für im
Handel erhältliche
LEDs, die für
die Erfindung zweckmäßig sind,
sind z.B. Lumileds® Luxeon red 1 Watt, Lumileds® Luxeon
Star/O red 1 Watt oder SOUL R32 red 1 Watt.
-
Es
ist nicht notwendig, dass die Lichtquelle während der ganzen Nachtphase
eingesetzt wird. Sie werden aber insbesondere zumindest während des
Melkvorgangs eingesetzt, da dann die Notwendigkeit der Orientierung
bei den Tieren und Bedienungspersonal am größten ist. Bevorzugt ist die
Lichtquelle während
mindestens ein Drittel oder mindestens die Hälfte der Dauer der Nachtphase
im Einsatz. Da die eingesetzte Lichtquelle, vor allem die Lumineszenzlampe,
praktisch keine negative Auswirkung auf die Melatoninbildung hat und
damit gleichzeitig eine bessere Orientierung für Tiere und Bedienungspersonal
möglich
ist, werden die Lichtquellen besonders bevorzugt im wesentlichen
während
der ganzen oder in der ganzen Nachtphase eingesetzt. Die Lichtquelle,
insbesondere die LED-Lampe, ist während der Nachtphase in der
Regel mindestens 1 Stunde, bevorzugt mindestens 2 Stunden, bevorzugter
mindestens 5 Stunden und noch bevorzugter mindestens 6 Stunden im
Einsatz.
-
Ansonsten
sollten in der Nachtphase keine anderen Lichtquellen eingesetzt
werden. Allerdings ist auch keine Totalabdunklung notwendig. Die
natürliche
Dunkelheit der Nacht ist in Kombination mit der oder den Lichtquellen
für die
Nachtphase durchaus zweckmäßig. Insbesondere
ist im wesentlichen keine Beleuchtung mit Licht mit Blaulichtanteil
(insbesondere von 450 bis 470 nm) vorhanden.
-
Es
ist zu bedenken, dass es sich um natürliche Systeme handelt, so
dass kurzfristige Störungen
des Systems (Unwetter, Lichtausfall usw.) und Variationen (Anpassung
an die Jahreszeit durch Verschiebung der Tag- und Nachtphase) möglich sind
und vom Verfahren der Erfindung umfasst werden.
-
Damit
die Lichtregime der Tag- und Nachtphase erfüllt werden, sind die Lichtquellen
sowohl in Höhe wie
Häufigkeit
bevorzugt so zu installieren, dass sich die Lichtwirkung in allen
den Tieren zugänglichen
Bereichen entfalten kann. Bei Einsatz von Sonnenlicht sind die den
Tieren zugänglichen
Bereiche natürlich
entsprechend zu wählen.
-
Eine
Bestimmung der Lichtausbeute in Lux zwecks Unterdrückung bzw.
Stimulierung der Melatoninsuppression ist im Hinblick auf die Melatoninproduktion
praktisch irrelevant, da Eigenschaften des eingesetzten Lichts sowohl
nach den relevanten Aspekten für
das circadiane System als auch für
das visuelle System zu berücksichtigen
sind. Nicht die Stärke
einer Lichtquelle in Lux, sondern die Farbe des Lichts und die Wellenlänge der
Lichtfarben sind für
die gewünschte
Wirkung auf das zur Melatoninproduktion wichtige circadiane System
bestimmend.
-
Überraschenderweise
kann die Umgebung der Tiere mit den erfindungsgemäß eingesetzten
Lichtquellen in der Nachtphase sogar relativ hell beleuchtet werden,
ohne dass dies zu einer signifikanten Reduzierung der Melatoninkonzentration
in der Milch führt.
Dies steht im Gegensatz zum bisherigen Stand der Technik, in dem
man von der Notwendigkeit einer möglichst dunklen Umgebung ausging.
Dies hat den entscheidenden Vorteil, dass die Orientierung wesentlich
leichter ist und die Beleuchtung ohne weiteres während der ganzen Nachtphase
eingeschaltet sein kann.
-
Die
Beleuchtungsstärke,
die durch die in der Nachtphase verwendeten Lichtquellen erhalten
wird, kann bevorzugt mehr als 50 lux, bevorzugter mehr als 100 lux
und besonders bevorzugt mehr als 250 lux betragen. Die Beleuchtungsstärke kann
z.B. 500 lux und mehr betragen. Die Beleuchtungsstärke kann
mit üblichen
Luxmetern gemessen werden. Für
Linienstrahler wie LED können
für genauere
Messungen Spektroradiometer verwendet werden. Die Beleuchtungsstärke bezieht
sich auf die in das Auge des Tieres eintreffende Strahlung. Somit
wird die angegebene Beleuchtungsstärke auf Augenhöhe der Tiere
gemessen. So wird die angegebene Beleuchtungsstärke bei Kühen bei einem Bodenabstand
von etwa 1,50 m und bei Ziegen bei einem Bodenabstand von etwa 50
cm gemessen.
-
Bei
der Beleuchtungsstärke
ist aber zu berücksichtigen,
dass langwelliges Licht wie hier definiert auch eine circadiane
Wirkung aufweist, wenn auch eine äußerst geringe, die in Richtung
kürzerer
Wellenlängen
zunimmt. Bei hohen Beleuchtungsstärken kann diese circadiane
Wirkung Einfluss auf den Melatoningehalt haben. Es ist daher insbesondere
bei Beleuchtungsstärken
von mehr als 50 lux bevorzugt, eine Lichtquelle zu verwenden, die
Licht mit einem Wellenlängenmaximum über 620
nm emittiert, wie eine rote LED.
-
Die
betreffenden Tiere werden mindestens einmal in der Nachtphase gemolken.
Je nach Zahl der zu melkenden Tiere wird der Beginn des Melkvorgangs
so gelegt, dass er bis zum Ende der Nachtphase abgeschlossen ist.
Der Melkvorgang beginnt z.B. zweckmäßigerweise etwa in der Mitte
der Nachtphase, insbesondere wenn eine größere Anzahl von Tieren zu melken
ist, um alle Tiere in der Nachtphase melken zu können. Die dabei gewonnene Milch
besitzt einen erhöhten
Melatoningehalt. Das Hormon Melatonin wird in der Leber hauptsächlich zu
6-Sulphatoxymelatonin umgewandelt und über die Nieren ausgeschieden.
Die Halbwertszeit beträgt
weniger als etwa 60 Minuten. Deshalb muss zur Erhaltung des Melatoninpegels
in der Milch die Unterdrückung
der Melatoninsuppression bis zum Ende des Melkvorgangs des Tieres
aufrechterhalten werden, d.h. der Melkvorgang erfolgt in der Nachtphase
mit Beleuchtung durch die Lichtquelle.
-
Je
stärker
und länger
die Suppression ist, desto höher
ist danach der in der Milch enthaltene Melatoninpeak. Daher kann
durch verkürzte
Nachtphasen unter einem Lichtregime mit möglichst geringer circadianer
Wirkung und Melken am Ende der Nachtphase eine Milch mit höherer Melatoninkonzentration
gewonnen werden. Beispielsweise eignen sich verlängerte Tagphasen von 16 h und
vorzugsweise mehr als 18 h, um in der Nachtphase einen erhöhten Melatoninpeak
zu erhalten. Die Lichtexposition für die Tagphase kann dann unmittelbar
nach dem Melkvorgang erfolgen.
-
Die
Tiere können
natürlich
mehr als einmal am Tag beliebig oft gemolken werden, z.B. zweimal
oder häufiger.
Bevorzugt wird auch wenigstens einmal während der Tagphase gemolken.
Da diese Milch keinen erhöhten
Melatoningehalt aufweist, wird sie auch getrennt von der in der
Nachtphase gesammelten Milch mit erhöhtem Melatoningehalt verwertet.
-
Die
während
der Nachtphase gesammelte Milch wird vorzugsweise rasch auf unter
10°C, z.B.
3 bis 8°C,
gekühlt.
Rasch bedeutet hier z.B. innerhalb von 2 Stunden oder weniger. Die
Milch kann zu allen bekannten Milcherzeugnissen auf übliche Weise
weiterverarbeitet werden, wobei Milcherzeugnisse mit einem erhöhten Melatoningehalt
erhalten werden. Die aus Milch erhältlichen Milcherzeugnisse wie
Milchpulver und die Verfahren zur Herstellung sind gut bekannt.
Eine allgemeine Beschreibung findet sich z.B. in Ullmanns, Encyklopädie der
technischen Chemie, 4. Aufl., Bd. 16, S. 689 ff. Beispiele für Milcherzeugnisse
sind Milchpulver, Käse,
Joghurt, Quark und Molkeprodukte. Bevorzugt wird die Milch durch
Trocknung in Milchpulver mit hohem Melatoningehalt überführt. Hierfür können die
allgemein bekannten Verfahren verwendet werden. Das Hormon Melatonin
bindet sich an die Eiweißmoleküle der Milch
und wird durch Druck, Wärme
oder Gefrierbehandlung nicht zerstört.
-
Die
Milch oder die Milcherzeugnisse, insbesondere das Milchpulver, können für die üblichen
Anwendungen eingesetzt werden, insbesondere als oder für Nahrungsmittel,
Nahrungsergänzungsmittel
und Arzneimittel. Durch weitere Bearbeitung der Milch in Form von
Fettreduzierung oder Lactoseentzug kann der relative Anteil von
Melatonin am Endprodukt (z.B. Milch, Voll- oder Magermilchpulver)
weiter gesteigert werden.
-
Normale
Tagesmilch enthält
Melatoninwerte von ca. 1,5–3
pg/ml. Die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellte
Milch enthält
in der Regel mindestens die 2-fache Menge oder sogar bis zum 10-fachen oder
mehr. Sie kann z.B. einen Melatoningehalt von mehr als 10 pg/ml,
z.B. 15–50
pg/ml, aufweisen. Die mit Melatonin angereicherte Milch, die nach
dem Verfahren der Erfindung erhalten wird, kann so verarbeitet werden,
dass die Konzentration des an die Moleküle des Milchei weißes gebundenen
Hormons Melatonin im Endprodukt eine signifikante Steigerung um
das bis zu 350-fache der normal vorhandenen Melatoninkonzentration der
Milch erfährt.
-
Das
erhältliche
Milchpulver hat z.B. eine Melatoninkonzentration von über 100
pg/g, bevorzugt über 150
pg/g und bevorzugter über
200 pg/g. Die Melatoninkonzentration kann z.B. gegebenenfalls bis
zu 1.000 pg/g betragen. Ein markfähiges Endprodukt in Form von
Milchpulver, das gemäß der Erfindung
erhalten wird, enthält
z.B. eine Melatoninkonzentration von etwa 200 bis 500 pg/g. Mit
einer derartig gesteigerten Konzentration sind vielfältige Verwendungsmöglichkeiten
im medizinischen Bereich und als Nahrungsmittel oder Nahrungsergänzungsmittel
möglich.
Das Milchpulver kann z.B. mit oder ohne verträgliche Träger z.B. als Pulver, Kapsel,
Lösung
oder Tablette bereitgestellt werden. Es kann mit weiteren geeigneten
Additiven und/oder Wirkstoffen, wie Nährstoffen, z.B. Vitaminen oder
Mineralien, oder pharmazeutischen Wirkstoffen gemischt werden.
-
Das
Verfahren nach der Erfindung ist für eine nachhaltige und industrielle
Herstellung von natürlichem Melatonin
geeignet, besonders auch für
die Produktion in Betrieben mit über
200 Tieren. Das natürliche
Melatonin ist dabei an Milcheiweiß gebunden. Damit kann natürliches
Melatonin, gebunden an Milcheiweiß, in hohen Mengen und auf
einfache Weise hergestellt werden, bevorzugt in Form von Milchpulver.
-
Durch
das Verfahren der Erfindung lassen sich u.a. auch folgende Ziele
erreichen:
- 1. Die natürlichen circardianen Rhythmen
der Tiere werden unterstützt
und dem Körper
tageszeitliche Informationen signalisiert.
- 2. Durch Installation und Steuerung der erfindungsgemäß verwendeten
Lichtquellen in den Aufenthaltsräumen
der Tiere wird die Produktion des Hormons Melatonin im Blutserum
und damit auch in der Milch derart angeregt, dass die Konzentration
von Melatonin in der Milch auf das Vielfache der üblichen
Konzentration ansteigt. Im Endprodukt werden im Herdendurchschnitt
Melatoninwerte von über
200 pg/g Milchpulver erreicht, Einzeltiere erreichen Werte von über 500
pg/g.
- 3. Durch die zeitlich gezielte Verwendung der vorgenannten Lichtquellen
werden die täglichen
Hell- und Dunkelphasen gezielt so manipuliert, dass die Melatoninsekretion
der Zirbeldrüse
maximal unterdrückt bzw.
maximal stimuliert wird, so dass in einem genau bestimmbaren Zeitraum
des Tages eine höchstmögliche Melatoninkonzentration
in der Milch erreicht und durch zeitgenaues Melken der Tiere Milch
mit einer vielfach erhöhten
Melatoninkonzentration gewonnen wird.
- 4. In den Aufenthaltsräumen
der Tiere können
die bisher üblichen
Notbeleuchtungen durch weißes
Licht (z.B. Glüh-,
Neon- oder Leuchtstofflampen) vermieden werden.
- 5. Eine Verdunkelung der Haltungsräume der Tiere zur Vermeidung
von Lichteinfall ist nicht erforderlich, da die natürliche Dunkelheit
der Nacht und der Einsatz der vorgenannten Lichtquellen ausreicht,
die Melatoninsuppression zu unterdrücken.